ASTARTES STERNENSTUNDE
Texte zum aktuellen Zeitgeschehen
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Zweitausend und die Wilde Dreizehn
Jetzt schlägt's 13
und das auch noch im Jahr der Wasserschlange. Da braucht's auch nach dem Ablauf des alten Maya-Kalenders kein weiteres Zeichen mehr ... Für was eigentlich?
Fangen wir erst einmal mit der Dreizehn als ursprünglicher Zahl der vollkommenen Ganzheit an und befreien sie vom unglücklichen Gespinst christlicher Umdeutungen.
Wenn ein Mensch von jenen sehr stark beeindruckt ist, leidet er an der Triskaideka-Phobie. Er wird den 13. Stock eines Gebäudes niemals betreten und schläft auch in keinem Haus oder Zimmer, das so beziffert wurde. Natürlich bleibt er nach einigen Sicherheitsvorkehrungen am Dreizehnten eines Monats zu Hause und wartet (unter der Bettdecke?), bis das Unglück wieder vorbeigezogen ist.
Tatsächlich lindern viele Hotels, Hochhäuser und Krankenhäuser die verbreitete Angst vor der Wilden Dreizehn, indem sie darauf verzichten, sie zu benutzen. In einem (sehr katholischen) Dubliner Vorort habe ich sogar mal bemerkt, dass die Hausnummer vierzehn auf die zwölf folgte. Und das auf einer Straßenseite, die durchnummeriert war! Man sagte mir, das sei im ganzen Vorort so, in jeder Straße. Hui.
Da uns ja die Dreizehn nun auf Jahr und Tag begleiten wird und wir nicht gleich ins Jahr 2014 hüpfen, geben wir ihr lieber ihre ursprüngliche große schicksalhafte Bedeutung wieder zurück. Schon mal im Voraus: Die Dreizehn ist nicht in allen Ländern eine Unglückszahl. Im alten Römischen Reich, bei den Japanern, in Teilen des heutigen Frankreichs sowie Italiens gilt sie als Glückszahl und in Mexiko genauso wie bei den Juden sogar als heilig.
Der 13 treu auf Jahr und Tag
Das kennen viele Märchen und Kinderreime: Ein Zeitraum erstreckt sich über Jahr und Tag. Es ist die Rede von den 13 Mondmonaten, die das Jahresrund enthielt – vor der Einführung des Julianischen Kalenders und der Sonnenzählung. Weil 13 x 28 nur 364 ergibt, braucht's noch einen Extratag, damit sich der Zyklus wirklich runden kann. So kommt's zu „einem Jahr und einem Tag“. Die Dreizehn steht also mit den Monden in Verbindung und somit auch mit den archaischen Mondgöttinnen der Naturreligionen. Sie entspricht damit der (alten) Ordnung der großen Mutter.
Die genaue Mondbeobachtung war schon den Neandertalern vertraut. Sie erkannten zunächst einmal drei markante sichtbare Formen. Diesen gaben sie auf verschiedene Art Gestalt. Wir finden in diesem Zusammenhang prähistorische Ritzungen von drei parallelen Linien, drei Punkten, das Dreieck, ab dem Jungpaläontolithikum die bildhaften Mondhörner verschiedener Tiere, besonders des Rinds.
Das genügte für ein paar Jahrtausende und dann war hier noch symbolhaft eine Beobachtungslücke zu füllen. Denn die Mondin verschwand ja für drei Tage am Nachthimmel. Was tat sie da? Erneuerte sie sich? Sie starb wohl, ging ein in die Dunkelheit und kam als „Neumond“ in ihrer Zeit wieder zurück. Schrieb sie mit diesem Verhalten das Schicksal des Menschen vor und zeigte gleichzeitig auf das Tor, das vom Sterben zum Werden führte? Unsere Vorfahren behalfen sich zum Ausdruck dieser neuen Erkenntnis so, dass sie die drei parallelen Linien, die Punkte oder das Dreieck mit einem Pfeil ergänzten. Der Pfeil stand nun für das Sterben und die Neumondphase. Und der Pfeil zielte hinein in den „großen Mutterschoß, der alles gebiert“, in Nanna, wie der Nachthimmel noch bei den Sumerern heißt.
Nanna leitet sich ab von der Himmelsgöttin Nut, die mit dem Urozean Nun eine Verbindung eingeht. Als Himmelskuh ist sie mit dem vorweltlichen Urwasser verbunden und damit der große lebensgebende Raum, das große Rund, das sich um die Erde schließt. Sie lässt die Sterne, ihre Seelen aus sich heraus erscheinen und gebärt die Sonne. Sie hat viele andersnamige Entsprechungen weltweit.
Ein Prosit der Nacht
Für unsere matriarchal orientierten Vorfahren standen Urweibliches, Nacht, gebärender Raum und Mondwandlungsphasen in einem Sinnzusammenhang. Aus diesem Grund zählten sie die Zeit auch vom Abend, wenn die Sterne geboren wurden und aufgingen, bis zum nächsten Tagesende. Die helle Sonnenspanne wurde aus der Sichtweise unserer Ahnen heraus von der dunklen Zeit umhüllt und war so in sie eingebettet. Der Nachthimmel gilt ihnen als das Spiegelbild der Erde, beide zusammen bilden die Urhöhle, aus der die Lebewesen hervorgehen. Und in jene kehren alle für eine wiederkehrende Phase zurück. Das zeigte die Mondin in unermüdlicher monatlicher Geduld, indem auch sie vorübergehend darin verschwand, immer wieder auf's Neue. Dem dunklen Raum als dem beständigen, ewigen Geheimnis, aus dem das Leben gequirlt wird und in das es wieder eingeht, kommt hier noch weitaus mehr Bedeutung zu als dem hellen Tagesabschnitt.
Diese nächtliche Prioritätssetzung ändert sich im evolutionären Fortschritt. Als sich die patriarchale Welt (ca. 4000 v.u.Z.) durchzusetzen beginnt, wird der Sonne und ihrem Licht die Herrschaft zugesprochen und bestimmend ist für den Menschen jetzt der Morgen, der ihr zur Geburt verhilft. Die ursprünglich (bis zu den Keltinnen hin) gezählte Nacht, die dem Tag vorausgeht, muss mit der Zeit dem gezählten Tag weichen. Man beginnt, das Licht mehr und mehr zu verehren, die Bedeutung der Dunkelheit in den Hintergrund zu drängen, dem Tod entkommen oder ihn bezwingen zu wollen. Man sucht das ewige Leben und auch die ewige Jugend. Man strebt hin zum Licht und „nach Oben“, schafft zunehmend Hierarchien. Dennoch hält sich auffälligerweise ein gewisser subtiler Respekt vor der Nacht. Jetzt und bis heute gilt trotz allem Mitternacht als Tagesanfang.
13 zum großen Rund
Die Zuordnung des Nacht-Sternen-Himmels zum Urweiblichen bestimmt das ganz frühe Weltbild, wir tragen es noch heute weiter, wenn wir beispielsweise von der Milch-Straße sprechen, der Hildenstraße oder dem Helweg.
Doch zurück zur Dreizehn, der Ordnung der alten Mondgöttin. Wenn wir sie verstehen wollen, kommen wir also gar nicht daran vorbei, der Nacht wieder ihre ursprüngliche Bedeutung zurückzugeben. Wir haben dann Vertrauen in den ungestalteten Raum, verzichten darauf, über alles und jeden Kontrolle haben zu wollen und sprechen dem Universum oder besser gesagt der großen Urheberin Dunkelheit mitsamt ihren auch unbequemen Überraschungen mehr (Lebens-)Weisheit zu als uns selbst. Wir sind dann keine „Herren der Schöpfung“, sondern verstehen uns eingebunden und umgeben von einem Nachthimmelsraum, der gleichzeitig unsere Mutter ist. Über ihre Seelen, die Sterne spiegelt sie uns ihr Ansinnen, das sich hin und wieder entschlüsseln lässt, von denen, die gelernt haben, geduldig beobachten. Wir wissen allerdings auch, dass sie uns nur das zeigen wird, was wir auch bereit sind zu empfangen. Und einiges lassen wir einfach aus Respekt vor ihrer Weisheit im Dunkeln ruhen. Denn zum tieferen Geheimnis geht’s per Hingabe weiter.
Vom wiederkehrenden Wandel der größten Lichtquelle unseres nächtlichen Firmaments können wir uns zudem zu Werden und Vergehen inspirieren lassen. Wir lassen uns dann auf alle Facetten des Lebens ein und üben gleichzeitig das Verschwinden, Lösen und wieder Werden.
Solange die heidnischen Menschen noch im Rhythmus der Mondkalender lebten, waren die Bande zu dieser matriarchal geprägten Sichtweise wenigstens in einigen Fasern ungebrochen verwoben. Immerhin stand im Zentrum der Aufmerksamkeit die Beobachtung des Nachthimmels und der Mondphasen, die in ihrer Gesamtheit durch dreizehn Gebiete oder Mondhäuser wanderten. Ihnen angepasst waren die Mondzyklen der Frauen. Aus diesem Grund galt die Mondin auch als Regentin über das Blut und damit über Fruchtbarkeit und Empfängnis. Die gälischen Wörter für Menstruation und Kalender sind beispielsweise fast gleich: miosach und miosachan, bei den Römern sprach man von Mensuration, wenn man die Zeit berechnen wollte.
In der jeweils siebten Nacht, immer dann, wenn die Mondgöttin einen wichtigen Übergang in die nächste Phase durchlief, waren bestimmte Handlungen verboten. Davor hatte sogar der biblisch-entstandene Gott Respekt, ruht und bedeutet zu ruhen – jetzt halt am siebten Tag einer Woche.
Schicksalshafte 13
Am sausenden Webstuhl der Zeit sitzt also die mondhafte Triade der Schicksalsspinnerinnen (zu- , abnehmend und voll) und webt in dreizehn Einheiten das Sein. Sie hat sich entgegen größter patriarchaler Bemühungen bis heute in Spuren erhalten.
Eine dieser alten Mondgöttinnen, die dem Sonnenkult trotzt, steht im Tierkreis von Dendara im ägyptischen Hathor-Tempel im Zentrum einer Spirale, in der sich Sternbilder und Tierkreiszeichen ordnen. Damit gibt sie sich als Gestalterin der Zeit und des Schicksals zu erkennen. Auch die christliche Sophia, als Dreizehnte ist sie Zentrum der Zwölf, mit Sternenmantel und Mond geschmückt gebiert den Tierkreis aus ihrem Nabel. Und Mari-a(mne), die ursprüngliche Mutter der Meere, trägt in den heutigen Kirchen und Wegrandhäuschen ebenfalls gerne und oft das blaue Nachthimmelgewand.
Die Dreizehn als Angabe von Ganzheit oder Vollkommenheit spielt in vielen Geschichten, Märchen und Mythen eine Rolle. Sie ist eng mit der Drei verbunden. Erscheinen dreizehn Gestalten, können sie oft in drei Gruppen untergliedert werden: Elf Gestalten stehen für das Gute, eine für das Böse, die letzte für das Sinngebende, die Bedeutung.
Oder das „Dreizehnte“ erscheint im Mittelpunkt der Zwölf als zentrale Göttin, entweder in ihrem dunklen oder hellen Aspekt. Je nach Erscheinungsdatum erzählen uns Märchen auch symbolisch vom Übergang der alten Mutterordnung in die neuen Zwölfer-Sonnen-Zählzeiten, ob es sich dabei um die Sau mit den zwölf Sonnenferkeln handelt oder um die dreizehn Feen bei Dornröschen.
Ein spiritueller Adept durchläuft im Märchen auf seinem Einweihungsweg oft zwölf Grade der Verwandlung, die durch zwölf Gewänder ausgedrückt werden. Das dreizehnte Gewand verdeutlicht das erreichte mystische Ziel. Die dreizehnte Stufe enthält die vorigen zwölf und umfasst sie.
Dreizehn durch die ganze Welt
Bei den Kelten: Das keltische Baumorakel kennt dreizehn Bäume, die durch 13 Ogham-Buchstaben veranschaulicht werden.
Bei den Germanen: Die 13. Rune heißt Eiwaz, Eibe und wird mit dem Jenseits, dem Totenreich, der Unsterblichkeit und der Magie in Verbindung gebracht. Sie symbolisiert auch die Achse des Weltenbaums. Odin erhielt das Runenzeichen, als er mit dem Kopf nach unten an dem Weltenbaum Yggdrasil hing. Bei den Germanen wird der Tod bereits als ein Zwischenschritt gesehen, der zum ewigen Leben führt. Er ist auch nicht völlig unumkehrbar.
Der Göttin Freya war die heilige 13 geweiht.
Im Tarot ist die dreizehnte Karte der Tod und symbolisiert damit die unausweichliche Transformation. Die 13. Sure im Koran hat den Namen "der Donner".
In Südamerika: Es soll dreizehn von Außerirdischen auf der Erde platzierte Kristallschädel geben, Artefakte aus Mesoamerika, denen laut indianischer Legenden höchste spirituelle Eigenschaften innewohnen. Für die Zeitrechnung nutzten die Inkas zwei Kalender gleichzeitig: einen 13-monatlichen, in dem ein Monat 20 Tage lang war, und einen 20-monatlichen, in dem jeder Monat 13 Tage hatte.
Im alten und neuen Europa: Dreizehn Hexen treffen sich zum Hexentanz, Dreizehn ist die volle Zahl des Hexenzirkels. Mit Dreizehn wird auch das Bäckerdutzend bezeichnet. Bei einer Bestellung von einem Dutzend gibt es immer noch ein dreizehntes Brötchen, Teilchen oder Brot dazu.
Im alten und neuen Island: Das Lied Grimnismal der Edda zählt dreizehn Walküren. Die Trollmutter Gryla schickt ab dem 12. Dezember jeden Tag einen ihrer 13 Söhne zu den Menschen, um die Ordnung im Haushalt ein wenig aufzumischen. Der letzte Weihnachtstroll bringt am 24.12. die Geschenke.
Ungarn: Am 13. Dezember beginnt man, den Luzien-Stuhl über die nächsten dreizehn Tage hinweg aus dreizehn verschiedenen Holzarten zu fertigen.
Auf der Ekliptik: liegt auch das dreizehnte Sternbild, der Schlangenträger, das jedoch in der Antike nicht in den Kreis der Sonnen-Tierkreissternbilder aufgenommen und als nördlich der Ekliptik liegend betrachtet wurde. Der Schlangenträger befindet sich zwischen Skorpion und Schütze.
Weltweit: Baba Jaga, die Percht, Frau Holle, die Banshee, Morrigan, Ceridwen, Boudica, Sekhmet, Hekate, Cailleach, Hel, Kali sind Namen dunkler Göttinnen, die thematisch miteinander sehr verwandt, mit der Nacht und damit mit der Dreizehn in Verbindung stehen. Die dreizehn Gesänge 81 bis 93 des Markandeyapurana im Hinduismus sind der Göttin Durga und ihrer Geschichte gewidmet. Übersetzt wird ihr Name mit: die schwer Zugängliche, die schwer zu Begreifende.
Christlich: Jesus hat dreizehn Jünger, von denen ihn nun ausgerechnet der dreizehnte (! das entbehrt jeglicher Logik, denn wer weiß denn da sonst, der Wievielte er ist?) auch noch an einem Freitag (dem Freya/Venus geweihten Tag) verraten haben soll. Außerdem gibt es im Christentum dreizehn Tenebrae bzw. Fastenleuchter, Kerzen, die, eine nach der anderen gelöscht werden. Sie sollen die Dunkelheit auf Erden bei Christi Tod symbolisieren. Dreizehn wird jetzt beharrlich als Unglückszahl proklamiert. Das geschieht natürlich, um die Kraft der alten Mondgöttin noch mehr zu brechen ...
Der dreizehnte Jahresabschnitt
Wir lassen uns davon nicht stören und feiern mit der Wintersonne, wenn die Sonne in die Steinziege wechselt, die längste und dunkelste Nacht im Jahr und die Geburt des ersten wiederkehrenden Lichtfunkens, der aus ihr hervorgeht. Jetzt beginnen auch die ursprünglich 13 Raunächte (Reinhardt Stiehle erklärt diesen Zeitpunkt in seinem kleinen Büchlein “Das Rätsel der Raunächte“ auch astronomisch genau). Es ist die kostbare dreizehnte Zeit des Jahres, das geheimnisvolle Dazwischen bekommt seinen Raum - die Pforten zur anderen Welt und zu den Ahnen sind weit geöffnet. Jetzt wird orakelt, geräuchert, gefeiert, ausgewildert, dem dunklen Chaos Raum gegeben. Das Alte geht, die neue Ordnung soll sich nicht zu früh heranbilden. Erst wehen noch die frischen Winde aus allen Seiten herein und vermengen, verwischen, verweben und vertreiben. Manchmal braucht's hierzu einen Sturm! Gewöhnliches Arbeiten ist nicht empfohlen. Relax und sinke tiefer in aller Achtsamkeit!
Während in Österreich nun raunächtliche Perchten ihr Unwesen treiben, bekommen die Italiener Besuch von der Weihnachtshexe Befana. Sie ist mit Frau Holle verwandt und mit der russischen Babuschka. Für Frau Holle, Freyr und die Ahnengeister werden jetzt Opferspeisen auf den Tisch gestellt, bis zum Ende dieser besonderen Un-Zeit.
Es heißt, die Hexen reiten auf Stecken durch die Raunächte. Die neuen Hexenbesen werden jetzt ebenfalls angefertigt. In Skandinavien und am Balkan gilt der Zeitraum der Raunächte als unsicher und unruhig, auch hier wird die bestehende Ordnung wird durch Geister, Trolle und Zwischenwesen gestört. Druden, Hexen und Kobolde lassen sich gerne in Unrat und Unordnung nieder. Die Seelen der Ahnen haben Ausgang. Das „Wilde Heer“ tobt durch die Nacht, Orakel erlauben den Blick in die Zukunft und Zauber wirkt.
Bei den Kelten und Germanen ist es die Zeit der Losnächte. Um die Zukunft vorauszusagen, ging man in den Raunächten um Mitternacht schweigend zu einer von Hekate gehüteten Wegkreuzung und „loste“ Zeichen, um Wetter und Ereignisse deuten zu können. Für jeden Monat stand eine Nacht. Das gilt auch heute noch.
Jetzt schlägt's 2013
Da können wir uns ja auf Jahr und Tag freuen. Die alte Göttin der Nacht in der Gestalt, die uns am meisten vertraut ist, an unseren Tisch bitten und die drei Schicksalsspinnerinnen ins Lebensgewebe wieder bewusst hineinsausen lassen. Wie Jim Knopf lernen wieder mit der Wilden Dreizehn zu leben. Ich werde fröhlich der Ungewissheit den experimentellen Raum öffnen. Auswildern. Ein Eckchen vom von der Nacht umbetteten Tag frei halten von der vertrauten Ordnung. Heilige Zeit der 13 widmen. Vielleicht noch eigenwilliger und unbequemer werden. Ausprobieren, was noch nicht gewagt ist. Mich ver-rücken lassen. Und natürlich: die Wasserschlange begrüßen, wenn's geht in einem warmen Meer!
Saturn im Skorpion
Ich bin in meiner Macht
Ich bin in meiner Macht und hüte mein inneres Feuer, wofür ich im Leben gehe und stehe, gut das könnte ein guter Leitspruch für den kommenden Aufenthalt von Saturn im Tierkreiszeichen Skorpion sein.
Saturn bedeutet mir zum einen, meine Wünsche und Bedürfnisse zu kennen und ihnen einen klaren Ausdruck zu geben und zum anderen, mich zu fokussieren und auszurichten – auf das, was ich (wirk-lich) in der Tiefe spüre (Skorpion). „Tacheles reden“, sagt man umgangssprachlich. Jetzt ist keine Zeit für Weitschweifigkeit, fürs Ausweichen und fürs Verdrängen. Das mag besser gelingen, wenn andere Energien wirken, Saturn im Skorpion allerdings weist mir den Weg zu meiner inneren Wahrheit, zu dem, was mich wirklich aktuell bewegt, dort zu schauen, das zu achten, was sich zeigt und Lösungen genau dort zu finden.
Die Kraft sammelt sich immer dahin, worauf sich die Aufmerksamkeit richtet. Wenn ich mir also z.B. Kraftzuwachs wünsche, dann muss ich im ersten (Saturn-)Schritt zugeben, dass es mir hier und dort vielleicht an etwas fehlt, Verantwortung dafür übernehmen, dafür sorgen und mir dann gegebenenfalls auch dort Unterstützung suchen, wo man sich auch auskennt. Umwege gelingen bei Saturn im Skorpion schlecht. Sie werden schneller als sonst zu Hindernissen oder äußern sich in Form von Krankheiten, nämlich dann, wenn die Seele die Sprache des Körpers braucht, um sich bemerkbar zu machen und ihre Botschaft aus den Tiefen des Skorpionslandes heraus zu verkünden.
Chöd und das Dämonen Füttern – den saturnalen Fokus ins Skorpionreich richten
Damit die Ehrlichkeit gegenüber mir selbst besser gelingen kann, mag es wie so oft hilfreich sein, mich mit den uralten Weisheiten des asiatischen Kulturraums zu beschäftigen:
Im tibetischen Buddhismus gibt es eine sehr alte Meditationspraxis mit Namen Chöd. Sie wurde von der spirituellen Lehrerin Machig Labdrön im 11. Jahrhundert entwickelt, um sich mit inneren und äußeren „Dämonen“ erfolgreich auseinanderzusetzen. Chöd zielt auf das Abschneiden der Ego-Anhaftung, die aus buddhistischem Verst?dnis heraus als Wurzel weltlichen Leidens gilt. Diese Praxis k?nen wir gut brauchen, wenn wir uns wirklich in das Skorpionreich hineinbegeben wollen.
„Nähre mit liebevollem Geist, noch mehr als ein Kind, die scheinbar existenten feindseligen Götter und Dämonen und umgib dich zärtlich mit ihnen.“ Machig Labdrön (1055 - 1145)
Doch zunächst zur Geschichte Machig Labdröns. Der Mythos berichtet von einer wichtigen spirituellen Einweihung, die sie durch ihren Lehrer Sonam Lama erhielt. Im wichtigsten Augenblick des Rituals erhob sie sich in die Lüfte und landete am Ufer eines kleinen Weihers, der vor dem Klostergemäuer lag. Der Weiher stand unter der Obhut eines mächtigen Schlangenwesens (Naga). Nagas gelten Tibet u.a. als sehr launische und gefährliche Krankheit verursachende Geister, die ihre negative Energie häufig einsetzen, wenn sie gestört werden. Doch weiß man in Tibet auch, dass dieselben Nagas Schätze hüten und über große Schutzkräfte verfügen. (Astrolog/innen können sie thematisch dem Bereich der Skorpionenergie zuordnen.)
Machig Labrön nahm also in tief versunkener Meditationshaltung Platz, um dem gefährlichen Wassergeist zu begegnen. Dieser wurde rasend vor Zorn und rief ganze Heerscharen anderer Wassergeister zusammen, um sie zu vertreiben. Doch sie blieb davon ungerührt und bot stattdessen ihren Körper als Nahrungsopfer für die Wassergeister an – erfüllt von dem tiefen Wissen, dass sie nicht vernichtet werden konnte, weil sie durch jahrelange Praxis egolos geworden war. Von ihrer Haltung beeindruckt, vergaßen die Nagas ihre Angriffslust, unterwarfen sich ihr und gelobten, sie zu schützen und damit auch allen ihren zukünftigen Schülern hilfreiche Unterstützung zu sein.
Machig hatte nicht gegen die Wasserdämonen angekämpft, sondern sich auf sie eingelassen und ihnen Nahrung angeboten – so wurden sie zu Verbündeten. (Astrolog/innen wissen: Sie handelte ganz im Sinne von Saturn im Skorpion). Sie unterschied sich damit in ihrem Verhalten deutlich von unseren westlichen mythologischen Helden, die Dämonen in Form von Hydras oder Drachen töten, um zu gewinnen oder ihre Macht über sie zu demonstrieren.
Im Griechischen bedeutete „daimon“ ursprünglich ein göttliches Wesen oder eine Schicksalsmacht, dem man vertrauen oder auf die man sich verlassen konnte. Erst im christlichen Zusammenhang und unter stark polarisierender Betrachtung wurde das Böse und Schlechte auf die „Dämonen“ projiziert, gegen das man im Gegenzug versuchte, vorzugehen, indem man es eliminierte. (Und diese Haltung macht es den Skorpionenergien bis heute schwer, ihre wichtige Transformationsarbeit unbehindert zu leisten!)
Tsültrim Allione, ehemals ordinierte buddhistische Nonne, die heute als spirituelle Lehrerin ein amerikanisches Meditationszentrum leitet, greift in ihrem empfehlenswerten Buch „den Dämonen Nahrung geben“ den versöhnlichen Ansatz von Machig Labrön auf und entwickelt ihn weiter. Sie überträgt die alte Praxis des Dämonenfütterns (Chöd) in den heutigen Alltag und wendet sie bei chronisch Kranken, Menschen mit seelischen Verletzungen und psychosomatischen Störungen an. Auf diese Weise können, wie man lesen kann, viele Heilungsprozesse initiiert und begleitet werden, auch bei Krebs, Aids und anderen chronischen Verläufen. Sie folgt dabei konsequent dem Grundgedanken, den eigenen inneren Dämonen (auch Krankheitsdämonen) zu begegnen und ihnen die Nahrung zukommen zu lassen, die sie brauchen, anstatt sie zu bekämpfen. So kann geschehen, was sonst vermieden wird: Indem den inneren Dämonen oder Widersachern Aufmerksamkeit geschenkt wird, wird nicht mehr verdrängt, was innerlich gefürchtet ist und vermieden, dass sich wütende „Ungeheuer“ entwickeln, die Zerstörung für Körper und Geist mit sich bringen.
Hier die fünf Schritte der Praxis des Dämonenfütterns
Vorbereitung: Man atmet dreimal tief in den Unterbauch und stellt sich dabei vor, wie der Einatem zu allen körperlichen Verspannungen hin fließt, während der Ausatem diese Spannungen aus dem Körper heraus trägt. Die nächsten drei Atemzüge beschäftigen sich auf gleiche Weise mit den emotionalen Verspannungen, die kommenden drei Atemzüge verfolgen die mentalen Spannungen.
Im Anschluss wird die Absicht formuliert: zum Wohle von sich selbst und allen anderen führt man die Übung nun durch.
1. Schritt: Man entwickelt aus dem Körpergefühl heraus die Bitte, dass sich der Dämon, das Wesen, das die bestehenden Spannungen mit sich bringt, in Form eines Bildes zeigt. Man konzentriert sich hierfür auf das stärkste Körpergefühl, dass die Spannungen momentan lokalisiert und versucht sich den Zustand näher zu verdeutlichen (Farbe? Temperatur? Beschaffenheit?).
2. Schritt: Nun wird das deutliche Körpergefühl personifiziert in Form einer Gestalt mit Armen, Beinen und Augen, die man sich als Gegenüber visualisiert. Man schaut dem Wesen in die Augen und fragt dabei: „Was verlangst du von mir? Was brauchst du von mir? Wie fühlst du dich, wenn du bekommst, was du am meisten brauchst?“ Sofort, nachdem man die Fragen gestellt hat, tauscht man den Platz mit dem „Dämon“, dem Wesen, das sich gezeigt hat. Dabei werden die Augen geschlossen gehalten.
3. Schritt: Nun schlüpft man in die Haut des „Dämons“ und wird zu ihm. Man betrachtet sich selbst aus den Augen des anderen Wesens, spürt nach, wie das ist und antwortet dabei: „Ich verlange von dir … Ich brauche von dir … Wenn ich bekomme, was ich brauche, fühle ich mich …“
4. Schritt: Man wechselt nun wieder den Platz und schaut auf das Wesen, das Gestalt angenommen hat. Dabei stellt man sich vor, wie sich der eigene Körper in Nektar verwandelt, der genau das Gefühl enthält, dass der „Dämon“ entwickeln kann, wenn er bekommen hat, was er braucht und satt ist. Man beobachtet dabei genau, durch welche Körperöffnungen der Dämon die Nahrung aufnimmt und füttert ihn solange, bis er satt ist.
5. Schritt: Bei der Fütterung wird das Wesen sich verändern. Häufig wird es zu einer verbündeten Kraft in neuer Gestalt, sobald es satt ist. Nun stellt man dieser folgende Fragen: Wie wirst du mir helfen? Wie wirst du mich beschützen? Wie kann ich dich herbeirufen? Jetzt werden wieder die Plätze getauscht und man antwortet als Verbündeter: „Ich helfe dir, indem ich … Ich beschütze dich, indem ich … Du kannst mich herbeirufen, indem du …“ Nachdem die Antworten gefallen sind, tauscht man wieder den Platz, vergegenwärtigt sich den Schutz, der nun entstanden ist und stellt sich vor, wie die verbündete Kraft mit der eigenen Person verschmilzt. Nun kann der eigene Geist in der Erfahrung ruhen, indem das ganze Geschehen in den Zustand der Leere aufgelöst wird.
Diese schlichte moderne Version der Chöd-Praxis erschlägt also keine Drachen und Ungeheuer, sondern lockt sie furchtlos hervor und gibt ihnen die Nahrung, die sie brauchen, damit sie sich in unterstützende Kräfte verwandeln können. Damit ist ein wesentlicher Schritt in der Schattenarbeit – und im saturnalen Erkunden der skorpionischen Tiefen getan. Bereits C.G. Jung erkannte, dass die dunklen Anteile des Selbst gerne ins Unbewusste verdrängt oder auf andere projiziert werden. Es sind Anteile, die die Gesamtpersönlichkeit für gewöhnlich als inakzeptabel klassifiziert. Meist handelt es sich hier um Wesensanteile, die schambesetzte Tabuthemen, Wut, Ärger, Hass oder andere mit negativ bewertete Gefühle mit sich bringen.
Die Dämonenfütterung ist eine Methode, die diese Schattenanteile ins Bewusstsein bringt und ihnen liebevolle Anteilnahme zugesteht. Mit dieser saturnalen Integrationsarbeit von skorpionischen Splitterthemen wird verhindert, dass die verdrängten Anteile mit einem unkontrollierten Eigenleben aus dem Unbewussten heraus agieren. Die im Schatten (im Skorpion) gebündelte Energie steht damit der Gesamtpersönlichkeit zur Verfügung.
Krankheitsdämonen
Obwohl Tsültrim Allione unter vielen verschiedenen Dämonentypen unterscheidet, wie z.B. Angstdämonen, Suchtdämonen, Beziehungsdämonen, Familiendämonen usw., möchte ich hier nur auf die Krankheitsdämonen näher eingehen. Die Chöd-Praxis wurde im alten Tibet auch in Bezug auf „äußere“ Dämonen wie Krankheiten und Seuchen angewendet. Chöd wurde auf Leichenplätzen durchgeführt, den äußeren Dämonen wurde dort oder an anderen furchterregenden Orten begegnet. Berichten zufolge wurden die Chöd-Kundigen dann gerufen, wenn sich Epidemien wie Cholera und Pocken ausgebreitet hatten und sie eingedämmt werden mussten. Anscheinend geschah das mit Erfolg.
Ansteckende Krankheitseinheiten oder „Krankheitswesen“ suchen aus dieser Sichtweise heraus nach Überlebensmöglichkeiten, brauchen also „Nahrung“. Normalerweise leben sie vom Körper. Das Dämonenfüttern zeichnet eine Möglichkeit auf, den Heilungsprozess durch geeignete Nahrung, die auf die tiefen Bedürfnisse der individuell gestalteten „Krankheitswesen“ abgestimmt ist, zu ergänzen und ist damit eine geeignete Übung um saturnales Licht in dunkle skorpionische Gefilde zu bringen.
Es kann sehr hilfreich sein, diese Übung über einen längeren Zeitraum hinweg immer wieder zu machen und ein bebildertes Tagebuch zu führen, So entwickeln sich die ins Unbewusste verdrängten Anteile und können endlich „heil“ werden, d.h. sich ins Gesamtbewusstsein integrieren. Wir lernen daraus:
Krankheiten und ihre Dämonen können auch als im Geist gebundene Kräfte, die ein befreites, gesundes Leben verhindern gesehen werden. Sie setzen sich zusammen aus Gedanken, die um ungelöste Probleme kreisen, aus verdrängten Erinnerungen und Gefühlen, denen keine Aufmerksamkeit geschenkt wurde und wird. Sie entspringen Konflikten, Ängsten und Abhängigkeiten und sind letztendlich Ausdruck des eigenen Geistes. Sicherlich ist es lohnend, sich mit ihnen zu beschäftigen, die Personifizierung und Gestaltgebung erleichtert durch die beschriebene Praxis die kreative Auseinandersetzung mit ungeliebten Inhalten. Normalerweise stärkt unsere Angewohnheit, gegen gewisse Probleme anzugehen, die inneren Dämonen, denn sie leben aus der Neigung, zu polarisieren. Das heißt, je mehr wir sie loswerden wollen, desto stärker bäumen sie sich auf. Indem wir die ungeliebten, nicht akzeptierten Schattenanteile jedoch anschauen, ihnen in die Augen sehen, uns durch ihre Augen betrachten und ihre Bedürfnisse wahrnehmen, gehören wieder dazu und darüber hinaus wird ein unbewusster „Hunger“ gestillt. Der hungrige „Dämon“ richtet sich nun nicht mehr zerstörerisch gegen den eigenen Körper oder Geist. Damit einher geht ein tiefer Heilungsprozess, der nicht nur den Kranken, sondern natürlich auch dem gesunden Menschen nützt. Denn wer lebt schon wirklich ganzheitlich alle Facetten seiner buntschillernden Persönlichkeit, wer hat nicht hin und wieder mit inneren „Dämonen“ oder Widersachern zu tun?
Folgen wir also der Erkenntnis C.G. Jungs: „Man wird nicht dadurch erleuchtet, dass man sich Lichtgestalten vorstellt, sondern dadurch, dass man sich das eigene Dunkel bewusst macht.“ Und richten wir unseren saturnalen Bewusstseinstrahl mutig ins Skorpionland hinein. So können Schmerzen zu Schätzen werden. Und die lassen sich heben – hinein in den Zeitgeist und damit in den Alltag.
Jupiter in die Zwillinge
„Ich bin eine vollkommene Ausdrucksform des vollkommenen Lebens, hier und jetzt. An jedem Tag lerne ich mehr und mehr über meine wahre Natur und die Macht, die mir über die Welt der Erscheinungen gegeben wurde. Auf meiner Reise bin ich zutiefst dankbar für die liebevolle Erziehung und Führung durch mein höchstes Selbst.“
aus Richard Bach, der Pilot
Für mehr als ein Jahr, vom 12. Juni 12 bis 26. Juni 13 verweilt Jupiter in den Zwillingen. Was will denn die große Meister/innenenergie oder auch der/die Vertreter/in des höheren Selbst, der Expansion, Großzügigkeit, Fülle, des Wachstums, Reichtums im Zwillinge-Reich? Vielleicht ruft sie mir zu: Wenn du wachsen und mehr Fülle in dein Leben einladen willst, dann übe deinen Geist mit einer ausdauernden Gedankengymnastik.
Die Zeit, in der Jupiter in den Zwillingen verweilt, wird uns mit Sicherheit deutlich machen, wie stark die Macht der Gedanken ist und mit welcher Geschwindigkeit und Kraft eine sofortige Wirkung einsetzt, sobald sie eine Richtung bekommen haben – aus diesem Grund kann es wichtig werden, auf die eigene Gedankenwelt noch besser aufzupassen als zu anderen energetischen Zeiten. Im Anschluss habe ich vorschlagweise sieben gymnastische Gedankenschritte zusammengestellt, die übers Jahr immer mal wieder angewandt werden könnten.
Schritt eins: Gedankenhygiene
Zur vorbereitenden Übung gehört im Idealfall im ersten Schritt, das Zwillingeland, meinen Geistraum, der ja die Gedanken beherbergt, zu entmüllen. Ich verschreibe mir für eine festgelegte Zeit eine „Negativdiät“, d.h. ich verzichte für eine Weile auf die Medienflut und meide Informationen, die nicht unmittelbar mit meiner Lebenssituation zu tun haben. Das hat zwei Vorteile, zum einen wirft mich die Nachrichtenhygiene auf mich selbst zurück und zum anderen brauchen sich meine Gedanken vorübergehend nicht mit dem gewalt- und terrorgeprägten Sensationsfilter der Medienmanager auseinanderzusetzen. An dieser Stelle wäre zu überprüfen, ob ich vielleicht auch noch für einen gewissen Zeitraum auf das Lesen im ganz Allgemeinen verzichte, um noch mehr frischen freien Wind durch meine Gehirnzellen wehen zu lassen. Ein Aufatmen wird durch mein Geistreich ziehen und das Weisheitsauge der jetzt gesammelten inneren Jupiterenergie kann sich auf Belange richten, die ich vielleicht gedanklich vernachlässigt habe, weil ich zu stark absorbiert oder abgelenkt war.
Schritt zwei: Gedanken sammeln
„Wir erschaffen uns selbst, aus Fantasien, Suggestionen und Ideen.“ (Richard Bach)
Jupiter – das bedeutet auch das Prinzip der geistigen Sammlung. Ich kann meine Gedankenkraft bündeln und ausrichten. Das bedeutet im zweiten Schritt: Ich suche nach einer Absicht, einem Motiv, das ich klar benenne. Daraus mache ich eine für mich stimmige Suggestion, die mich leiten kann – wie eine Art Hintergrundsmantra, das den roten Faden meiner formulierten Absicht in mein Leben hinspannt, denn ich weiß:
„Ich kann mich daran erinnern, dass ich diese Welt erschaffen habe und dass ich sie durch meine eigenen Suggestionen verändern und verbessern kann, wann immer ich das wünsche.“ (R.B.)
Was bedeutet, wenn ich mir darüber im Klaren bin, dass ich mich selbst aus meinen Fantasien, Suggestionen und Ideen geschaffen habe, dann ist mir auch bewusst, dass ich so mit einer Umwelt in Resonanz gehe, quasi in Lebensräume „hineingezogen“ werde, in der viele Menschen sich in der geistigen „Trance“ befinden, in die ich mich auch hineinversetzt habe. Und hier sind dann meine Ideen und Fantasien gefragt und entfalten ihre Wirkung. Alle einschließlich mir glauben an die gleichen Gesetze und halten Ähnliches für „wahr“. Wir nennen das unsere „Realität.“ Jupiter in den Zwillingen wird das immer wieder ins Bewusstsein rücken.
In Richard Bachs Buch „der Pilot“ bin ich dazu fündig geworden. Es gibt dort eine Stelle, die gut beschreibt, wie die Wirklichkeit mithilfe von verschiedenen Gedankenimpulsen herangebildet wird – der Textausschnitt beschreibt im übertragenen Sinn humorvoll und plastisch die Wirkkräfte und Gesetze im Reich der Zwillinge. Darüber hinaus erfahren wir, was die unterscheidende Weisheit Jupiters hier erschaffen kann.
„Wir (die Gedanken) sind Fokuspunkte des Bewusstseins, enorm kreativ. Wenn wir die von uns selbst erschaffene Hologramm-Arena betreten, die wir die Raumzeit nennen, beginnen wir sofort, ein wildes Feuerwerk an „Kreatonen“, also Kreativitätspartikel, zu erzeugen. Kreatonen besitzen keine eigene Ladung, sondern werden durch unsere Abneigungen und Vorlieben polarisiert. Durch die Kraft unserer Entscheidungen und Wünsche verwandeln sie sich in Wolken von Konzeptonen, eine Familie hochenergetischer Teilchen, deren Ladung positiv, negativ oder neutral sein kann.
Zu den häufig anzutreffenden positiven Konzeptonen zählen Heiteronen, Inspironen, Rhapsodionen, Freudonen. Häufige negative Konzeptonen sind: Depressionen, Traumatonen, Quälonen, Miserablonen.
Unzählige Konzeptonen werden in pausenlosen Eruptionen erschaffen, eine brodelnde Kaskade der Kreativität, die sich aus der Mitte eines jeden persönlichen Bewusstseins ergießt. Sie ballen sich zu Konzeptonenwolken, die entweder neutral oder stark geladen sein können – federleicht schwebend oder bleischwer, je nach der Natur der in ihnen vorherrschenden Partikeln.
In jeder Nanosekunde erreichen unzählige Konzeptonenwolken ihre kritische Masse und transformieren zu Quanten-Ausbrüchen hochenergetischer Wahrscheinlichkeitswellen, die mit Tachyonengeschwindigkeit ein ewiges Reservoir an supergesättigten Alternativereignissen durchstrahlen.
Abhängig von ihrer Ladung und Natur, bewirken die Wahrscheinlichkeitswellen, dass bestimmte dieser potenziellen Ereignisse, die zu der geistigen Polarität des jeweiligen schöpferischen persönlichen Bewusstseins passen, kristallisieren und in holografischer Form in Erscheinung treten.
Die materialisierten Ereignisse werden dann zu konkreten Lebenserfahrungen dieses individuellen Bewusstseins, befrachtet mit Aspekten physikalischer Struktur, die notwendig sind, um diese Ereignisse für das erschaffende Bewusstsein real und lehrreich zu machen. Dieser sich selbst regulierende Prozess ist die Quelle aller Objekte und Ereignisse, die auf der Theaterbühne der Raumzeit in Erscheinung treten.
Das Überzeugende an der Kreatonen-Hypothese ist ihre persönliche Nachprüfbarkeit. Die Hypothese sagt vorher, dass wir, wenn wir unsere bewusste Absicht auf Positives und Lebensbejahendes fokussieren, massenweise positive Konzeptonen polarisieren, sodass die entsprechenden wohltätigen Wahrscheinlichkeitswellen erfreuliche Ereignisse in unser Leben bringen, die sonst nicht realisiert würden.
Im Umkehrschluss verhält es sich auch so mit der Hervorbringung eines negativen Ereignisses oder eines Ereignisses von neutral polarisierter Mittelmäßigkeit. Durch Fahrlässigkeit oder Absicht, unbewusst oder gezielt, wählen wir nicht nur unsere äußeren Lebensumstände, sondern erschaffen sie, und zwar stets in Resonanz zu unserem inneren Seinszustand.“
Schritt drei: Gedanken auf den Prüfstand
Da ich ja die Jupiter-in-den-Zwillingen-Zeit gut für mich ausschöpfen will, kann ich jetzt im dritten Schritt schauen, welche Hauptgedankenimpulse ich bis hier und heute zu einer wirksamen Realität zusammengesetzt habe und prüfen, ob sie überhaupt noch stimmen. Jetzt ist die Zeit der Listen gekommen: Ich benenne die wichtigen Kapitel meines Lebens: Beziehungen, Wohnung, Arbeit, Wohlstand, Kreativität, Freizeit, Spiritualität etc. und durchforste meinen Geist nach dazu passenden Gedankenmustern. Nun kann ich prüfen, ob die Wirklichkeit, in der ich lebe, auch mit ihnen übereinstimmt. Falls ich mit dem Ergebnis in dem ein oder anderen Kapitel nicht zufrieden bin, dann ist es jetzt an der Zeit, neuen Gedankenverknüpfungen Raum zu geben. Diese Zeitinvestition lohnt sich! Ich gebe mit der Kraft Jupiters meinen Gedanken hier eine Richtung und folge damit einem anderen Gesetz, das aus dem Zwillingeland stammen könnte: Die Energie folgt der Aufmerksamkeit. Indem ich meine Gedanken immer wieder ausrichte, können die vernachlässigten Lebensbereiche in den Fokus rücken. Wenn sie dazu noch mit positiven, kreativen Impulsen gefüllt werden, kann neues Leben in sie hineinwehen. Etwas wird gewiss „passieren“.
Schritt vier: Visualisieren
Jupiter in den Zwillingen schenkt uns auch die Kraft der Visualisierung, die ich im vierten Schritt anwenden kann. Hinter unglücklich formulierten Gedanken(-mustern) steckt immer auch ein Bild – meist ein Erinnerungsbild aus der Vergangenheit, das an eine als unglücklich erlebte Erfahrung gekoppelt ist, die nicht aufgearbeitet und losgelassen werden konnte. Wenn ich ein solches Bild aus meinem Geist-Körperspeicher mit der Absicht hervorhole, es zu verwandeln, sorge ich ebenfalls gut für die Pflege meines Gedankenreichs. Hier kann Malen „wirklich“ hilfreich sein. Ich male mir eine mit negativen Gedankenmustern besetzte Szene, suche nach positiven Formulierungen diesbezüglich und male mir im Anschluss ein neues Bild, das mit den umgewandelten Gedanken besser übereinstimmt. Ich weiß, jetzt habe ich eine gute Grundlage für meine Jupiter-Visualisationskraft geschaffen. Und stelle mir vor, wie das neue Bild in meinem Körper seinen Platz einnimmt. Wenn ich das solange übe, bis ich die Aussage des Bildes auch fühlen kann, habe ich noch konkreter dazu beigetragen, dass sich meine Wirk-lichkeit bewegt.
Schritt fünf: Ziele formulieren
„Antworten existieren bereits, ehe du eine Frage stellst.“ (R.B.)
Das Zwillingereich ist schnell und beweglich. Die Gedankenwelt ist frei, leicht, allerdings auch flüchtig. Wir imaginieren unsere Geschichten und machen uns kraft dieser Einbildungen zu Spielern, die dann die Hauptrollen in den Geschichten übernehmen. Vom Weisheitsstrahl der Jupiterenergie berührt, bilden sich Lichtbahnen, die uns als Wege erscheinen können. „Ich bin auf meinem Weg“, sagen wir, oder „ich suche meinen Weg“, oder „ich gehe für etwas“.
Hieraus ergibt sich eine Raststätte vor dem 5. Schritt. Ich tauche noch eine Schicht tiefer in mich hinein und stelle mir die Frage, „Wofür will ich gehen?“ Denn meine innere Weisheitsinstanz Jupiter gibt sich erst zufrieden, wenn ich auch ein übergeordnetes Ziel formuliere, das sich aus meiner anfangs formulierten Absicht ergibt. Wie ich das erfahre? Indem ich einfach diese Frage ausspreche und warte, was sich in mir als Antwort bildet. Ich kann darauf vertrauen, dass Jupiter drauf brennt, es mir sofort mitzuteilen.
Und jetzt, wenn ich weiß, wofür ich gehen will? Jetzt bin ich bereit, ich gehe mit Jupiter, meiner inneren Weisheit durch das Reich meiner Gedanken und erschaffe dabei meine Realität. Dabei vergesse ich meine gedankengymnastischen Übungen nicht.
Schritt sechs: Gelingen manifestieren
Zum guten Gelingen meiner zielbestimmten Absicht verleiht mir Jupiter noch eine weitere Fähigkeit, die Kraft der Entscheidung. Obwohl schon viel erreicht ist, wenn die Zwillingewelt gründlich durchgefegt worden ist, mit einer klaren Absicht versehen wurde und mit neu geordneten Gedanken sowie frischen Impulsen bestückt ist, sodass jetzt ein noch positiveres Lebensgefühl aus meiner Gesamtpersönlichkeit herausstrahlen kann – eine bekräftigende Entscheidung steht trotzdem noch an.
In der Jupiterweisheit enthalten ist ja auch eine spirituelle Komponente. Das Symbolbild für Schütze ist ein Zentaur, ein Pferd-Mensch-Wesen. Den Zentauren ist es mythologisch vorbehalten zwischen der geistig-kosmischen und körperlich-irdischen Welt zu vermitteln. D.h. mit ihrer Hilfe kann ich meine Absichten und Ziele hineintragen lassen in die Welt meiner spirituellen Geistführer/innen, um von ihnen Unterstützung zu erbitten. Wenn ich also kraft der mir innewohnenden Jupiterweisheit eine Entscheidung treffe und diese rituell bekräftige, steht dem Gelingen noch weniger im Weg und ich muss ihn nicht alleine gehen.
Schritt sieben: Dankbarkeit
Die Jupiterenergie als Sinnbild für die innere umfassende Weisheitsinstanz oder auch das höhere Selbst wird im Allgemeinen und Speziellen gut genährt von meiner Dankbarkeit. Wenn ein Mensch für etwas dankt, dankbar ist, dann gibt er/sie damit zu verstehen, dass bereits genug von allem für ihn da ist und er sein Schicksal, sein Leben annimmt, so wie es ist. Damit sind alle Gedanken an Mangel entkräftet. Gleichzeitig bewirkt die dankbare Haltung das sofortige Resultat von erlebtem Reichtum. Wenn ich mich aus einer inneren Haltung des Sattseins, der Fülle heraus entweder im Voraus für etwas bedanke, das ich noch erwarte und mir dabei vorstelle, ich hätte es schon erhalten, oder im Nachhinein für etwas, das ich empfangen habe, dann gebe ich meinem Umfeld, dem Kosmos zu verstehen, dass ich ihm vertraue und mit seiner Versorgung zufrieden bin. Ich weiß, dass ich mich auf Unterstützung verlassen kann. Ich begebe mich so in ein energetisches Feld der Fülle, das wiederum mit mir in Resonanz gehen kann und Jupiter kann seine Strahlkraft und wohlwollende Macht ungehindert entfalten.
Fleißschritt: Zeitgeistpflege
Jupiter in den Zwillingen ist auch eine bedeutsame Zeit für die kollektiven Gedankenmuster, die sich jetzt besonders gut nähren und erhellen lassen. Geben wir also in bestehende morphogenetische Felder mit ganzheitlichen Ansätzen zur Verbesserung der allgemeinen Lebensqualität wie beispielsweise das bedingungslose Grundeinkommen oder andere humanitäre Projekte (alles Zwillingethemen) einen Teil unserer zielgerichteten Absichten hinein und speisen sie so mit täglich frischer Aufmerksamkeitsenergie, damit sie sich schneller manifestieren können. Auch hier können wir Jupiters Talenten und Fähigkeiten zur Potenzierung des Gemeinschaftsgeists vertrauen:
„Fügungen werden mich mit Menschen zusammenführen, von denen ich Wertvolles lernen kann, genauso wie sie von mir.“ (R.B.)
Mit solchen lässt sich die Welt bewegen – und das, wie die Astrolo/innen wissen, besonders zur Jupiter-in-den-Zwillingen-Zeit.
Spieglein, Spieglein an der Wand
Waagezauber im Oktober
In der Nacht vom 13. auf den 14.10. bildet die Waage-Sonne eine Konjunktion zu Saturn und einige Tage später, am 17.10. steht sie dann genau in Opposition zu Lilith.
Wir haben es bereits im Vorfeld und im nahen Zeitraum danach mit energiereichen Tagen zu tun, die Klarheit in unsere Beziehungsmuster bringen können.
Eine gute Beziehung zu anderen setzt voraus, dass die Beziehung zu mir selbst gesund ist. Denn, wie die Weisen sagen, ist das Außen ja immer ein Spiegel des Inneren. Das heißt, ich erzeuge aufgrund meines Energiefelds Schwingungen, die mit bestimmten Ereignissen entweder in Resonanz gehen oder eben nicht. Mein ganz persönlicher Energiemix, der sich aus meinen inneren Ansichten, Erinnerungen, Bildern, Gefühlen und Gedanken zusammensetzt, sucht im Außen nach Bestätigung. Das bedeutet, ich ziehe genau die Ereignisse an, die ich für mein persönliches Wachstum brauche.
Der Spiegel ist perfekt – das, woran ich glaube, womit ich identifiziert bin, begegnet mir. Anderes, Fremdes, tritt gar nicht erst in Erscheinung für mich, bzw. rückt nicht in den Brennpunkt meiner Wahrnehmung. Weil ich nicht wahrnehmen kann, was mich nicht berührt oder beschäftigt. Das Resonanzfeld stimmt dann nicht überein.
Zauberreich Waage
Aus dieser Sicht heraus ergibt sich, dem, was mir begegnet – dem Waagespiegel - Achtung und Respekt entgegen zu bringen, genauso wie mir selbst. Und gerade daran mangelt es oft in beiden Richtungen. Dennoch sind Selbstachtung und Selbstrespekt die Begleiter zum ersten Schritt hinein in ein gesundes Leben, in gesunde Beziehungen, in das Zauberreich der Waage.
Häufig werden sie gefolgt von Dankbarkeit, die ebenfalls die Tore in dieses Reich passieren lässt. Wenn ich in Dankbarkeit begrüßen kann, was ich bin und habe, genauso wie das, was mir begegnet, dann bin ich in der Lage, mich ganz einzulassen. Und darum geht es im Waageland.
Venus, eine Linientochter von Ishtar
Hier regiert in der uns bekannten Astrologie die römisch-griechische Venus Aphrodite, die sich im Laufe der Zeitgeschichte in einer Linie aus der akkadischen Göttin Ishtar, der sumerischen Göttin Innana, über die syrische Göttin Anat und die westsemitische Astarte entwickelt hat. Ihre germanische Entsprechung ist Freya.
Die älteste Namensform der Göttin Ischtar ist vorsumerisch und lautete Innin. Die im späten 4. Jahrtausend. v. Chr. in Südmesopotamien eingewanderten Sumerer übernahmen den Namen der Großen Göttin in ihre eigene Sprache und deuteten ihn volksethymologisch als (N)in-an-na, "Herrin des Himmels". Daraus entstand dann die bekannte „Inanna“. Piktogramme auf archaischen Tontafeln weisen darauf hin, dass diese Göttin wahrscheinlich schon zu diesem frühen Zeitpunkt mit dem Abend- und Morgenstern, der Venus, identifiziert wurde.
Betrachten wir die älteren Göttinnenrepräsentantinnen, so fällt - wie immer - auf, dass sie über weitaus mehr Fähigkeiten verfügten als ihre heutigen Vertreterinnen. Ishtar, genauso wie Inanna verbanden in sich erotische Sinnlichkeit mit durchaus kriegerischen, aggressiven Impulsen. Gerühmt wurden sie bis hin zur Anat u.a. sowohl für ihre leidenschaftliche, lebensspendende Weiblichkeit als auch für ihr mannhaftes Auftreten. Sie hatten männliche und weibliche Anteile ganz waagegemäß in sich vereint.
Bei der Aufnahme ins ägyptische Pantheon als Astarte überwogen dann sogar die charakteristischen Elemente der Kriegsgöttin gegenüber denen der Liebes- und Fruchtbarkeitsgöttin. Astarte galt als Herrin der Pferde und der Streitwagen, Schild und Speer stellten ihre kriegerischen Attribute dar. Meist wurde sie sitzend auf einem Pferd dargestellt. Außerdem regierte sie über die verstorbenen Seelen, die sich als Lichtkörper in Sternenform am Himmelszelt inkarniert hatten, und wurde damit als Königin des Himmels verehrt.
Die griechisch-römische Venus Aphrodite, die sich von ihr ableitet, hat dann in den Geschichten, die um sie gewoben werden, alles Kämpferische verloren. Um ihr aggressives Potenzial beschnitten, repräsentiert sie ausschließlich die idealisierte himmlische und irdische Liebesillusion, die es vielen Frauen bis heute schwer macht, ganzheitlich in Beziehung zu treten. Denn hier wird erwartet, dass eine „richtige“ Geliebte ausschließlich Frieden, Schönheit und Harmonie ausstrahlt und bewirkt. Der andere Pol der Waage ist nicht mehr erwünscht im patriarchalen Weltbild, bzw. in einem eigenen Aspekt abgespalten. Die aggressiven Züge der Astarte finden jetzt in der bewaffneten Areia Platz, die zur Geliebten des Ares ernannt wurde. Der ursprünglichen Morgen- und Abendstern-Göttin, die Aggression und Liebeszauber in sich vereint, ist ein Teil ihrer Macht genommen. Das betrifft natürlich auch die Rolle der beliebten Venus-Frau, von der diese Abspaltung ebenfalls erwartet wird.
Um also ganz zu werden, müssen wir die beiden getrennten mythologischen Figuren wieder in uns zusammenführen, die ursprünglich „heile“ Ordnung wieder herstellen. Denn sonst wird unser Spiegel blind im erfolglosen Versuch, etwas zu sein oder zu suchen, was gar nicht sein kann und auch nicht existiert. Heil sein bedeutet ganz sein (eng. whole – kommt von holy). Den Spiegel also zu putzen und auch die zerstörerischen, aggressiven Elemente einzuladen, dabei zu sein, damit sich die damit verbundenen Erfahrungen in die Gesamtpersönlichkeit konstruktiv integrieren können.
Spiegel, das magische Werkzeug der Waage
Spiegeln wurde von jeher auch magische Bedeutung zugesprochen. Die Menschen der Frühzeit sprachen allen reflektierenden Oberflächen geheimnisvolle Kräfte zu. Für sie, die sich noch als Teil einer Gesamtwelt begriffen, war das zurückgeworfene Spiegelbild auch Teil ihrer Seele und wurde daher mit großer Achtung bewertet. Es galt beispielsweise als unheilsam, als Tabu, die glatte Wasseroberfläche, in die eine Person hineinsah, aufzurühren. Denn mit der Zerstörung des Spiegelbilds lief die Seele auch Gefahr, diesen wichtigen Teil zu verlieren.
In der hinduistischen Vorstellung ist Maya, die Schöpferin des Lebenstraumstoffs damit auch Schöpferin der Spiegelbilder. Über jene wird die spirituelle Ebene mit der materiellen verbunden. Materie dient hier als Spiegel, auf den die Weltenseele die (Spiegel-)Bilder ihrer Schöpfungen projiziert. So entstehen die Phänomene des wahrnehmbaren Universums. Orientalische Mystiker interpretierten diese Vorstellung um, indem sie den Bezugspukt verschoben. Hier wird die Weltseele mit der individuellen Seele eines Menschen gleichgesetzt, in der die Realität wie in einem Spiegel wahrgenommen werden kann. Und in einem buddhistischen Aphorismus heißt es:
„Jede Existenz ist ein Reflex in einem Spiegel, ohne Substanz, nur ein Phantom des Geistes.“
In einem alten hinduistischen Text, dem Tripura Rahasya wird das reine Bewusstsein – hier identisch mit dem Selbst – mit einem klaren Spiegel verglichen, in dem sich die ganze Welt spiegelt. Es heißt dort:
"Ein Kind mag versuchen, sein Bild im Spiegel zu erhaschen. Es denkt dabei nur an das Bild und schenkt dem Spiegel keine Beachtung. Ähnlich ergeht es dem Menschen, der so beeindruckt ist von seinen mentalen Reflexionen im reinen, leuchtenden Spiegel des Selbst, dass er den Spiegel nicht wahrnimmt, weil er mit dem Selbst nicht vertraut ist. Obwohl die Menschen den Raum kennen, nehmen sie ihn nicht wahr, weil sie ausschließlich mit den Objekten beschäftigt sind, die sich darin befinden."
Davon berichtet die Geschichte eines Prinzen, der sich auf der Jagd verirrt. Eine wunderschöne Frau findet ihn und sie heiraten. Die Frau wird zu seiner Lehrerin und führt ihn über einen Übungsweg hin zur meditativen Betrachtung des reinen Bewusstseinsspiegels. Er erlebt zuerst einen Zustand, in dem seine Gedanken zum Stillstand kommen. Im selben Augenblick verschwindet alles und macht einer dunklen Leere Platz. Davon nimmt er an, es sei das Selbst. Beim zweiten Versuch erscheint ihm ein grenzenloses helles Licht. Und beim dritten Mal taucht er in einen tiefen Schlaf mit wunderbaren Träumen. Seine Frau erklärt ihm diese drei Zustände als die Formen des ungetrübten Bewusstseins, das von der Wahrnehmung von Äußerlichkeiten befreit ist. Aber sie seien noch nicht das reine Selbst. Als er die Aufmerksamkeit "auf die kurze Spanne zwischen Gedankenkontrolle und Leere, die frei von Bemühungen ist" richtet, erlebt er einen tiefen Zustand reiner Glückseligkeit.
Als der Prinz sich nach dieser Erklärung sofort wieder in diesen Zustand zurückziehen will, erlaubt es ihm seine Frau nicht. „Der Zustand, der sich nach dem Schließen der Augen eingestellt hat, kann nicht der endgültige sein, denn das ist reines Bewusstsein und ewige Wahrheit. Sowenig, wie es eine Spiegelung ohne eine spiegelnde Oberfläche gibt, sowenig gibt es etwas, was nicht in diesem Bewusstsein enthalten ist! Alles, auch das alltägliche Leben ist dieses Bewusstsein. Es gibt keinen Unterschied zwischen Freiheit und Unfreiheit, dem Selbst und dem Nicht-Selbst.“, so klärt sie ihn auf.
Als der Prinz das einsieht, gelingt es ihm, in dem klaren Zustand des Friedens zu verweilen und er übernimmt seine Aufgaben: die Regierungsgeschäfte, den Schutz des Landes und die Vermehrung des Staatsschatzes. Sein Reich erblüht und alle seine Untertanen erlangen nach und nach den friedvollen Zustand der Befreiung im alltäglichen Leben.
Diese Prinzengeschichte kann uns zu einigem inspirieren. Vor allem, dass sich mit dem Spiegelbewusstsein auch in der Wirklichkeit arbeiten lässt. Nach den Polaritätsgesetzen der Waage reflektiert die Welt unseren geistig-seelischen Zustand, und von daher macht es Sinn, mit diesem praktisch anzufangen.
Jupiter im Stier
Reichtum - Für eine Ökonomie der Bezogenheit
Jupiter wandert am 6. Juni in den Stier hinein und bleibt da bis zum Juni 2012. Hinein in unsere Werte, unsere Bewertungen, unser nährendes Feld, das den Boden bereitet für alles Leben. Stierbewusstheit ist gleichbedeutend mit Erdbewusstsein – unsere irdische Heimat gibt die Gesetze vorgibt, nach denen sich die Natur mit ihrem sommerlichen Wachstum und winterlichem Sterben ausrichtet. Das Stierreich gedeiht erst dann, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Dazu gehören das Bewusstsein über Ursache und Wirkung, Geben und Nehmen und das der Zugehörigkeit. Reichtum ist aus der Stiersicht immer auch ein Spiegel von Bezogenheit. Worauf beziehe ich mich wie und was gebe ich hinein in mein ökologisches System?
Eins der einfachsten Erdgesetze heißt: Was du ins Leben hineingibst, kommt auch wieder zu dir zurück. Bilde ich mein Stierbewusstsein aus, weiß ich, dass ich ohne eine heile Gemeinschaft, ein gesundes tragendes Feld nicht überleben kann. Leider sind unsere heutigen Gemeinschaften versehrt – die Ältesten sind keine Ältesten mehr, bzw. werden als weise Ratgeber nicht mehr geachtet, die Kinder werden viel zu früh zu kleinen „Individuen“ erzogen und sollen dann möglichst alleine klar kommen. Es fehlt das Bewusstsein darüber, dass jede/r Teil eines Ganzen ist und damit mangelt es an der Verantwortung, die eine/r immer auch für den gesamten Stamm übernimmt, dem er/sie zugehört. So kann sich kein wirklicher Reichtum bilden. Reichtum aus der Jupiter-Stier-Sicht kann bedeuten zu erfahren, dass es mir tatsächlich erst dann wirklich gut geht, wenn für alle, die zu meinem System dazugehören, gesorgt ist, wenn ich selbst durch Zugehörigkeit genährt bin, und wenn alle Glieder meiner Kette gleich stark geworden sind.
Beispielhaft können wir uns wieder an alten Gemeinschaften orientieren. Es gibt z.B. einige Stämme, bei denen Jahr für Jahr auf natürliche Weise der Güterfluss unter dem einzelnen Familien garantiert wird, indem jeweils die ertragreichste Familie des Jahres das große gemeinschaftliche Hauptfest ausrichten muss. Alle werden geladen, auch die Ärmsten des Jahres, die vielleicht eine gesellschaftliche Randposition innehatten – die vorbereitenden Arbeiten werden geteilt, getauscht, bezahlt und dann wird gemeinsam den unterstützenden Geistern durch die Feier gedankt. Am Ende ist die reichste Familie wieder um einiges ärmer und die Ärmsten wurden satt, nehmen das, was übrig bleibt, einfach mit. So sorgen alle im Miteinander für den Fluss einer Ökonomie des Gleichgewichts. Das geht natürlich nur, wenn auch allen klar ist, dass sie zusammengehören, gemeinsam den Clankörper ausbilden. Und da gehört jede Zelle dazu.
Ich denke Jupiter im Stier könnte uns auffordern, unsere Welt auch mal anders zu teilen, mit unseren Gaben, Fähigkeiten, unserem Geist und Geld für eine Ökonomie der Bezogenheit einzutreten. Dafür kann es hilfreich sein, sich auch mal mit Ebenen des Schenkens, Tauschens, dem gesunden Verhältnis von Arbeit und Geld, der Herstellung, dem Weg der Güter bis zu mir, usw. zu beschäftigen. Ruhig auch mal aus Frauensicht hingeschaut, denn recht klar ist sozialen Untersuchungen zufolge, dass Frauen im Laufe der Geschichte eine andere Bezugsweise zur Welt entwickelt haben und durch ihre Eingebundenheit auch eine (andere als die derzeit praktizierte) Ökonomie des Teilens angestrebt haben und immer noch anstreben. Aber auch insgesamt: Menschen, die sich im Verband einem großen gemeinsamen Ganzen widmen, sorgen durch ihren Zusammenhalt für ein gesundes Gleichmaß und kreieren durch das Teilen Fülle.
Der Jupiter-Stier-Füllekreis – ein Experiment
Während eines Wokshops wollte ich einmal demonstrieren, wie ein Kreis der Fülle, Reichtum, entstehen kann. Ein Kreis, der durch die bloße Beteiligung der Mitwirkenden, die vorher sich aktiv dazu bekannt haben, voller und voller wird, und bei dem niemand benachteiligt ist, egal, wie viel oder wenig er/sie hineingeben kann. In die Raummitte hatte ich dazu ein altes Höhlensymbol gebaut – für mich stand es passend für die irdisch-spirituellen Stierqualitäten. Umschlossen sind hier drei Strahlenarme, repräsentativ Wandlung, Gestaltgebung und Unendlichkeit, von einer Schale, der Erde, über die sich der Himmel wölbt. In der Mitte des Symbols ist das Zentrum in Form einer Kugel. Jede der Frauen betrat den Kreis der Fülle, der sich um das Symbol herum schließen sollte, unter folgenden Bedingungen: Für die Dauer des Rituals lag ihr das Wohl des Kreises mehr am Herzen als das persönliche, jede der Frauen war gleich viel wert und jede entschied sich, in den Kreis mit ihrer persönlichen Kraft zu gehen.
Zuvor hatten wir unsere besonderen Fähigkeiten mithilfe einer Traumreise erarbeitet und diese sollten nun innerhalb des Kreises der Fülle verschenkt werden. Bedeutungslos, bzw. wertfrei war hierbei, wie viele Fähigkeiten eine bekam und auch, wenn eine keine hatte. Das war wichtig, formuliert zu werden. Denn die Motivation beim Schenken sollte lediglich sein, hinzuspüren, welche Frau welche Fähigkeit im Moment besonders brauchte.
Die Frauen traten ein in den Kreis und gaben etwas von ihrer Kraft hinein, die Liebe, die Freude, das Vertrauen, die Wut, die Skepsis – allmählich füllte sich der Kreis. Dann begann sie, ihre zuvor auf Zettel geschriebenen Fähigkeiten zu verschenken. Sehr schön war bald zu sehen, dass diejenige, die im Moment wahrscheinlich am bedürftigsten war, schon bald jede Menge Fähigkeiten vor sich liegen hatte, während andere gar nichts geschenkt bekamen. Auch die fühlten sich nun nicht arm oder benachteiligt, denn sie waren ja getragen vom Ganzen und brauchten eben gerade nichts. Zufrieden genossen sie das momentane Geschehen.
In der nächsten Runde warfen wir uns ein rotes Wollknäuel zu, banden die Fähigkeit, die gerade vor uns lag, dran und wünschten sie spontan einer anderen Frau. Die wiederum fing das Wollknäuel auf, band sich den Faden ums Handgelenk und im Anschluss eine ihrer Fähigkeiten dran und weiter ging's damit zur Nächsten. Schnell waren alle durch den „Lebensfaden“ vernetzt und die Fähigkeiten hingen daran geknotet über dem Symbol in der Luft, ein wildes Muster bildend. Auch falls eine grade keinen Zettel mehr hatte, wenn sie das Wollknäuel erreichte, fiel ihr doch noch eine andere Fähigkeit ein, die sie nun virtuell verschenkte, indem sie diese mit dem Lebensfaden der Nächsten zuwarf. Zum Schluss waren so also wesentlich mehr Fähigkeiten im Netz enthalten, als wir mit unserem anfänglichem Vorrat hineingegeben hatten.
Eine Frau sagte gegen Ende lachend: „Ich dachte, ich müsste mir einige der Fähigkeiten behalten, weil ich sie grade dringend brauche, aber ich merke, so komme ich auch nicht weiter.“ Sie band die sechs Zettel, die sie sich vor sich am Boden angespart hatte, spontan alle zusammen an die Schnur und nun war tatsächlich nichts für die Gemeinschaft verloren gegangen. Alle unsere Fähigkeiten hingen am Lebensfaden über unserem gemeinsamen Symbol und bildeten unseren Reichtum, auf den jede ab jetzt Zugriff haben sollte. Mit der Schere schnitten wir uns an den Handgelenken wieder frei und sahen nun, dass alle unsere Gaben ins Symbol, in unsere gemeinsame Mitte hineinfielen. Der Kreis der Fülle nahm sie auf und nun standen sie als gemeinsames Potenzial allen Teilnehmerinnen zur Verfügung und gleichzeitig waren sie über das Symbol mit der Weisheit der Ahnen verbunden. Wir widmeten unsere Fähigkeiten der Gestaltgebung, dem Wandel und übergaben sie der Unendlichkeit. Luden noch unbekannte Möglichkeiten ein, um uns unseren Zielen näher zu bringen.
Insgesamt war das Experiment eine wunderbare Erfahrung und ein gutes Bild für das Reich der Fülle (Jupiter), das sich mehrt, wenn sich alle darüber einig sind, dass das Ganze wichtiger ist, als die vordergründigen Interessen des Einzelnen, und der Kreis eingebunden ist in den kosmischen Zusammenhang.
Offensichtlich genügt es, einen Kreis der Fülle zu kreieren, diesen durch bestimmte Bedingungen zu definieren und das Geben in den Vordergrund zu stellen, damit sich der Reichtum mehren kann. Die kleine Erfahrung des Experiments zeigte auch, dass kein Mangel bei denjenigen auftrat, die scheinbar nichts mehr hatten. Auch die fühlten sich reich und getragen, denn sie waren Teil des Ganzen, zu dem zuvor jede ja gesagt hatte. Und darin war ja alles enthalten, was sie brauchte, das ließ sich an der Zettelmenge, die ja allen zur Verfügung statt, schnell ablesen. So konnte kein Mangel entstehen. Geht es dem Kreis gut, geht es allen gut. Bedürftigkeit ist aus dieser Sichtweise heraus Ausdruck von Isolation – vom Leben ohne Bezogenheit.
Jupiter weiblich: Sophia
Nun nochmal zu Jupiter – weil ich ja dem manchmal recht aufgeblasenen Griechen als mythologischer Figur nicht so sehr viel abgewinnen kann, habe ich mich nach weiblichen mythologische Entsprechungen umgesehen und Sophia, sowie die weiße Tara, ihre buddhistische Entsprechung, oder Prajnaparamita, als Ausdruck des weiblichen erwachten Weisheitsgeistes gefunden. Natürlich gibt es weitaus mehr. Sophia, unsere westliche Weisheitsgöttin, gilt auch als Gebärerin der Planeten. Sie bringt deren Kräfte hervor und beseelt ihre Charakteristika. Es gibt Abbildungen, auf denen Sophias Leib von einem Tierkreis erfüllt ist. Ihr Symbol, die Taube, erscheint immer dann, wenn einer Seele Weisheit verliehen wird.
Sie ist die Kraft, die im Leben nah und gegenwärtig wirkt. Greifbar und sichtbar ist sie als Retterin und Erlöserin dem höheren Sinn des Daseins verpflichtet. Ihr Geist strömt über (verdeutlicht durch ein Füllhorn), alle Wesen mit geistiger Nahrung versorgend und damit die Verhaftung lösend.
Als „Philosophia“ schützt sie auch die Weisen und Philosophen. Diese sind ebenfalls von ihr geboren, um das Zusammenspiel der verborgenen Kräfte der Welt zu erklären und damit Licht ins Dunkle zu bringen.
Sophia in Form der östlichen weißen Tara, ist eine, die Verstrickungen überwunden hat. Strahlendes klares Bewusstsein ist ihr Wesen, dass beim Quirlen des Meeres der Erkenntnis als dessen Quintessenz entstand. Sie ist die Kraft der Mitte, die das Lebensrad in sich trägt.
Die Sophia-Energie ist damit die aus dem Dunklen geborene sichtbare, greifbare, fühlbare geistige Weisheitsenergie, die sich in der Welt manifestiert. Sie verleiht Zuversicht, denn sie gilt auch als Mutter der drei Töchter Glaube, Hoffnung und Liebe.
Sophia und ihre Taube schenken dem Geist Flügel. In ihrer Weisheit ist Mitgefühl enthalten, das sich an der Verbundenheit mit der eigenen Schöpfung orientiert und davon getragen wird. Sophia kennt die Wahrheit und verkündet sie auch in einer Sprache, die verstanden werden kann. Ihre Energie sorgt in uns dafür, dass wir immer wieder in eine globale Mitte zurückfinden und positiv von dort aus agieren können. Sie weitet uns, wenn es zu eng wird, indem sie unseren Horizont erweitert und öffnet. Sie versorgt uns mit der notwendigen Zuversicht, die Schritte lenkt, wenn der Weg verloren scheint, und stellt durch ihr nährendes geistiges Prinzip Gewinner-Gewinner-Situationen her, in denen alle Beteiligten auf ihre Kosten kommen.
Gemeinschaft
Sophias oder Jupiter-Dienste lassen sich nur in der Gemeinschaft erfüllen, denn ihre Kräfte vermögen es, zu sammeln und den gemeinschaftlichen Geist auf ein gemeinschaftliches Ziel auszurichten, das durch den individuellen Einsatz jedes Gruppenmitglieds erreicht wird. Wenn alle zu König/innen in ihrem persönlichen Reich werden und als solche dann zur Gemeinschaft beitragen, gewinnt jede/r an charismatischer Ausstrahlung, entwickelt Führungseigenschaften und versorgt die Gruppe aktiv mit dem Gefühl, in einem Boot zu sitzen und zusammen zu rudern. Von Sophia/Jupiter unterstützte Projekte richten sich auf Ziele, die z.B. soziale Ungerechtigkeiten ausgleichen, Hilfe für unterdrückte Minderheiten leisten, geistige Horizonte erweitern und befreien. An diese Energie schließt man sich automatisch an, sobald man aktiv mit dieser Kraft ein gemeinsames Interessenboot besteigt.
Der sophiageprägte Leitspruch könnte sein: Hilf anderen, denn damit hilfst du dir selbst. Das, was du großzügig abgibst, kommt auf dich selbst zurück.
Wenn wir in uns selbst diese Eigenschaften wachrufen wollen, dann brauchen wir dazu einen inneren Raum, in dem die Motivation geklärt ist und mit der sich der Geist auf ein positives Ziel richten kann. Jetzt wirkt sie als geistige Zugkraft, plötzlich treten Menschen in unser Leben, die auch von einer solchen Zielvorstellung geleitet sind. Häufig hat man dann das Gefühl, Seelenverwandte zu treffen: Menschen, die einem sofort vertraut sind, obwohl man sie gar nicht kennt. Von ihnen fühlt man sich bereichert. Die gemeinsame Energie potenziert sich, denn in der Begegnung ist ja auch das Potenzial zum Gelingen enthalten. Eine tiefe Freude begleitet solche Begegnungen. Schafft man es, auf der übergeordneten, überpersönlichen Ebene miteinander zu handeln, dann kann man das gemeinsame Größere durchsetzen. Jetzt nimmt die Freude zu während der Arbeit und sorgt für Energiegewinn. Jupiter ist ganz auf der Erde, im Stier gelandet.
Positiv
Immer positiv, wie geht das? Unser Geist erfährt eine positive Ausrichtung, sobald wir erkennen, dass unsere Zweifel Hindernisse anziehen und wir an diesem Punkt beginnen, Verantwortung zu übernehmen. Ich selbst bin die Schöpferin meiner Welt, meiner Erfahrungen: Es sind die Wirkungen meines Geistes, die mir im Außen begegnen. Sobald ich das wirk-lich verstanden habe, vermag ich meine Reaktionen immer besser zu steuern, muss ich weniger automatisch reagieren. Eine der buddhistischen Übungen ist z.B., sich abends vor dem Einschlafen und morgens nach dem Aufwachen, eine persönliche Motivation in Erinnerung zu rufen. Was will ich derzeit mit meinem Leben bewirken? Durch die vermehrte Erinnerung können sich die positiven Kräfte über größere Zeiträume hinweg konzentrieren.
Erfolg
Erfolgreich sein bedeutet im Jupiter-Stier-Zusammenhang unter anderem, glückliche Umstände zu schaffen, in denen ein organisches Wachstum im gemeinsamen Vorangehen stattfinden kann. Gutes zieht Gutes an und Trauriges Trauriges … Mit der Kraft Jupiters/Sophias können wir einen Raum hinter den Gegensätzen schaffen, hinter dem Feld der gewohnten Bewertungen (Stier). Wir können akzeptieren und willkommen heißen (Jupiter).
Alles was wir unreflektiert ablehnen, kann uns beherrschen. Dahinter steckt oft ein Bedürfnis (Stier). Wenn wir es vermeiden, auch mal zum mit schlecht bewerteten Gegenpol zu gehen, stagnieren wir im engen begrenzten Bewegungsraum. Dann ersticken wir in unserer Stierheit. Wir können dann genauso wenig aus einer „guten“ Rolle nicht heraus und das Erleben verdichtet sich in Wiederholungen.
Das Wort Glück leitet sich ab von gu luck (engl.: good luck) = Deckel und Topf. Erst wenn die Lebensumstände so sind, dass wir damit gerne in Resonanz gehen, erfahren wir das als Glück. Sind wir uns unserer in der Gesamtheit bewusst, kreieren wir ein Feld, das mit passenderer Lebensgestaltung einhergeht – es wird dann zum Selbstläufer und entwickelt eine Eigendynamik, die uns verwandeln kann. Die Umgebung ist immer ein Spiegel von dem, was ich will, aber auch von dem, was ich nicht will. Ablehnung erzeugt auch Resonanz, denn sie ist mit starken Emotionen behaftet. Ich kann erst dann ein glückliches Leben erschaffen, wenn ich sowohl die „guten“ als auch „schlechten“ Lebensaspekte akzeptiere und in meinen Weg hineinbinde.
Die Aboriginals sagen nicht „wir heilen“, sondern „wir machen jemanden wieder glücklich“. Nichts gibt mehr Gesundheit, als die Sicherheit, auf dem richtigen Weg zu sein. Glück bedeutet hier auch: Die Umstände wieder passend machen. Das geschieht auch durch das Willkommen heißen der ungeliebteren Lebensaspekte.
Übe ich mich also darin, möglichst glückliche Umstände zu schaffen, dann bereite ich den Boden zu meinem Erfolg. Dabei ist es wichtig, aufmerksam zu bleiben, und einen Sinn dafür zu entwickeln, was jetzt im Moment für mich „glücklich“ ist. Große Pläne verführen manchmal dazu, Kleinigkeiten zu übersehen – und machen auch nicht immer glücklich. Dabeibleiben ist dann eine wirksame Formel und das „glückliche“ Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Und an das wird uns Jupiter erinnern, immer wieder.
Tanzt, tanzt sonst sind wir verloren …
(Wim Wenders)
„Wir sollten angesichts der Schrecken dieser Tage nicht in Ängste verfallen und darin verharren. Wir sind gefragt im Herzen, im Mitgefühl, in der Liebe, im Teilen und im Bewusstsein von Verbundenheit. Wir sind gefragt im Mut und in der Entschlossenheit für das Leben. Wir sind gefragt, uns für die Liebe und die Freude zu entscheiden.
Denn dort wo wahre Freude ist, ist Liebe und wo die Liebe ist, ist Einssein. Der Tanz, der schamanische Tanz und Gesang, der Energien ruft,
ist die stärkste "Medizin",
denn er ruft Kraft,
er wandelt, reinigt und bringt dich heim zu dir.“
Gina Gohl
19.03.2011: Am Himmel ist was los. Und das schon seit einiger Zeit. Pluto ist grade erst vor ein paar wenigen Jahren (2008) in die Steinziege gewechselt, Uranus steht mal mehr, mal weniger im Quadrat, durchquert das Tor in den Widder, um mit Lilith am 4. April eine Konjunktion zu bilden, und Neptun wandert am selben Tag in die Fische. Zuviel der Veränderung für uns und wenn nein, wohin steuert denn das Boot, wie kann ich meinen Tanz ausrichten?
Pluto in die Steinziege – Back to the Roots
Durch diese energetische kollektive Blickpunktverschiebung scheint mir insgesamt ein spürbarer Wunsch nach den Wurzeln, nachdem, was wirklich von innen heraus durch die nicht mehr haltbaren überholten gesellschaftlichen Strukturen tragen kann, entstanden zu sein. Das können wir z.B. am aufflackernden Interesse am Schamanischen, an den Botschaften, die uns die Naturvölker anbieten können und an der zunehmenden Vernetzung ethnischer Kleinstgruppen, die zuvor noch nicht einmal voneinander gewusst haben, beobachten. Es gibt plötzlich vermehrt Schamanenkongresse, Göttinnenkongresse, Erdheilungskongresse, Versammlungen der Großmütter u.v.m.
Alle haben mehr oder weniger das gleiche Ziel: Daran zu erinnern, dass wir in lebendigem Austausch mit der Natur stehen, in Gleichwertigkeit mit allen anderen Wesenheiten, die die Erde insgesamt ausmachen, das nichts geschieht, ohne dass es Auswirkungen auf das kollektive Feld hat und dass wir uns mit dem alten Wissen verbinden sollten, das in der Tradition der lokalen Verantwortung und Erdverbundenheit steht und die Magie der Sterne zu nutzen weiß.
Ein weiteres kollektives Ziel im Rahmen des Plutowechsels kristallisiert sich weltweit heraus: Es wächst das Bedürfnis, aus ausbeuterischen Machenschaften auszusteigen und sich im Untergrund zu verbinden, ein gemeinsames Netz zu weben, das trägt, auch wenn die Erde zeitgleich beben und u.a. ihre vielen Vulkane aktivieren muss, um sich gegen die Jahre des Missbrauchs zu wehren.
Denn anscheinend ist die Zeit gekommen, wo es nicht mehr egal ist, wo wie viel Gift aus unstimmigen Motivationen in die Welt gepflanzt wurde – auf einmal beginnt das in der Vergangenheit verursachte Karma zu wirken, und zwar zuerst dort, wo aus Profitgier fahrlässig gehandelt wurde, weil es zu mühsam und teuer war, für ausreichende Sicherheit zu sorgen oder auch angesagt, auf ein gewinnbringendes Projekt zum Wohle aller zu verzichten. Ein winziges Leck in einem Bohrturm vergiftet u.a. genau in unserer Zeit weite Flächen Meer! Und zeigt auf eine empfindliche Schwachstelle: Hier wurde nicht im Sinne aller gehandelt und nun zeigen sich, verursacht durch eine „Kleinigkeit“ verheerenden Konsequenzen.
Kalis einziges Auge scannt die Strukturen, die bisher durch menschliche Verantwortung oder Nichtverantwortung entstanden sind (Steinziege) und bringt jetzt ans Licht, was wo versäumt wurde. Es röntgt das System und zerstört unerbittlich das, was das natürliche Gleichgewicht bedroht. Auch wenn das zu Chaos führt. Nachdem Motto: Das hast du gesät, nun ernte auch die Konsequenzen. Du wolltest dir riesige Kräfte zueigen machen, ohne dir zu überlegen, ob du sie auch bändigen kannst. Jetzt füllen sich die Meere mit dem dickflüssigen Blut der Erde und es verbreitet sich – aus einer Wunde, die du ihr zugefügt hast. Anscheinend hast du keine Medizin für das von dir Verursachte! Solltest du das nicht vorher prüfen, bevor du dich daran machst, wie ein Vampir die Erde auszusaugen?
Es ist einfach seit dem Plutowechsel nicht mehr möglich so zu handeln, als sei man alleine auf der Welt. Kali (Pluto) fordert „gnadenlos“ Hingabe an eine Erde, in der sich jeder Einzelne als Teil eines harmonischen Ganzen begreift und auch die Verantwortung dafür übernimmt (Steinziege). Dazu gehört, jeden meiner Schritt noch genauer zu prüfen, bevor ich ihn gehe, und dann bewusst hineinzugehen, in eine Welt, die ich mir selbst schaffe, indem ich entschlossen mit einer Entscheidung weitergehe. Ich weiß dann, dass ich von dieser Welt abhänge, beeinflusst werde und Einfluss nehme – je nachdem wie ich mich verhalte, welchen Tanz ich tanze.
In der bewussten Form ist die Steinziege ein Energiefeld, das sich aus organisch gewachsenen Strukturen zusammensetzt – hier weiß jede/r, wo er/sie wirklich steht und baut darauf der Wahrheit gemäß auf hinein in ein lebendiges System, das ihn trägt und das er/sie gleichzeitig mitträgt. In diesem Feld zählt mehr als in anderen die Verantwortung für das Ganze – die übernehme ich, indem ich meinen Standort kenne, dessen Bedürfnisse wahrnehme und dann für Ausgleich sorge mit den Mitteln, die mir zur Verfügung stehen. In der Interaktion mit den Bedürfnissen meiner Umwelt wachse ich organisch in ein großes lebendiges Ganzes, für dessen Wohl ich mitverantwortlich bin. Das ist das Ziel. Kalis Auge prüft hier genau und wirft die Schattenspiegel gleich zurück: Das hast du übersehen, hier entsteht eine Giftwolke, wenn du so weiter machst, hier zieht's dir den Boden unter den Füßen weg, weil du lange nicht hinschauen wolltest, hier kommst du nicht weiter, weil's schon lange ein Irrweg war. Nichts geht mehr, wenn es nicht mit dem schwingt, was das Feld insgesamt weiterbringt. Das könnte die Botschaft des kollektiven plutonischen Grundrhythmus sein, der bereits alle erfasst hat. Darin gibt es natürlich Akzente.
Uranus in Widder - Mit aller Macht zu mir kommen
Das Wochenende werden wir wohl kaum vergessen. Die große Japankatastrophe zwingt die Welt zum Hinschauen: Ausgerechnet in dem Land, das durch seine jahrtausendealte Tradition dem Einzelmenschen und damit auch seiner individuellen Meinung wenig bis hin zu keine Bedeutung beimisst, wo sich Ehre über Selbstaufgabe, eiserne Disziplin und Dienst am Kollektiv definiert, wo aus astrologischer Sicht die autonomen Widder-Impulse erfolgreich bis hin zur Meisterschaft unterdrückt wurden, brennen die Reaktoren und schwimmen die Existenzen von Tausenden im Meer. Und dabei hat doch „nur“ Uranus in den Widder hineingeschaut!
Uranus im Widder, was will der denn hier? Könnte hier die Botschaft sein, dass eine organische tragende Gemeinschaft nicht aus „ferngesteuerten“ Menschen bestehen darf, die sich seit unzähligen Generationen selbst nicht kennen? Dass ein erfolgreiches, lebensfähiges Kollektiv sich aus autonomen, authentisch handelnden Einzelseelen zusammensetzt? Dass ein gesundes Netz der Verantwortung jedes eingebundenen Individuums bedarf? Dass sich Verantwortung für das Ganze nur dann ergeben kann, wenn jede/r seiner Meinung eine Stimme gibt, damit er fahren kann, was diese bewirkt?
Offensichtlich braucht es einen solch mächtigen Knall, bei dem die Energien nicht mehr zu kontrollieren sind, um zu spiegeln, wie sehr das Gespür für Eigenverantwortung (sich selbst gegenüber) in diesem Land verschüttet wurde und es wieder aufzuwecken?
Und das restliche kollektive Menschennetz muss reagieren, indem auch hier die Stimmen der Eigenverantwortlichkeit geweckt werden. Langsam dämmert es: Oh, das, was in Japan passiert, kann ja auch hier und heute bei mir um die Ecke passieren. Auch mein Land ist gespickt mit diesen tickenden Zeitbomben, auch hier gibt es Reaktoren – man beachte das Wort (!), von Menschen gefertigte plutonische Energiestationen, die vielleicht nur solange sicher scheinen, wie das menschliche Bewusstsein im Einklang mit allem lebt und es Sinn macht, innerhalb diesem zu „reagieren“, Energie hineinzuspenden. Hat sich der Sinn erschöpft, wird das System eben wieder gesprengt, der Reaktor wird zum großen Zerstörer, die gleiche Energie wendet sich gegen ihre Erschaffer – vernichtet ein marodes System, das sich nicht an den Bedürfnissen des Ganzen ausgerichtet hat und versäumte, darauf einzugehen.
Kali, Pluto-Energie lässt sich nicht kontrollieren, nie. Dieser anmaßenden menschlichen Arroganz hält die große Zerstörerin früher oder später einen klaren Spiegel vor, nach dem Motto: Wenn du glaubst, meine Kraft, die schon immer für Veränderung gesorgt hat, dir gefügig machen zu können, sie in deinem Dienst zu stellen, hast du dich getäuscht. Ich spiele nur solange mit, wie du dem Ganzen förderlich bist. Wenn die Zeit reif ist, dann nehme ich wieder zu mir, was schon immer zu mir gehörte. So ist es und war es schon immer. Transformiert wird, was aus dem Gleichgewicht gefallen ist, um eine neue Harmonie, mit anderen Gesetzen aufzubauen.
Und das könnte Uranus mit seinem Wechsel hinein in die Widderenergie mit sich bringen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, auf Katastrophen solchen Ausmaßes zu reagieren. Die beste darunter ist mit Sicherheit die der Einsicht und kompletten Umkehr. In diesem Fall: Der sofortige Verzicht auf die tickenden Zeitbomben könnte uns endlich die erneuerbaren Energien so erschließen, dass nicht nur wir gesund und munter weiterleben, sondern auch die erschöpfte Erde geschont wird.
Uranus im Widder hat uns im heiligen Zorn angebrüllt: So geht es nicht mehr weiter. Schaut her und seht auf die Konsequenzen des Machtmissbrauchs und der Ausbeuterei. Mit der Kraft der Winde und der Meere zerstöre ich das, was ihr geschaffen habt, wozu ihr euer stilles Einverständnis gegeben habt und viele kommende Jahrzehnte können das Strahlengift nicht wegwaschen, das ihr gesät oder schweigend geduldet habt.
Wenn ich mit diesem Gebrüll in Resonanz gehe, wirft mich das auf mich selbst zurück. Ich muss in meine eigenen energetischen Länder und Gebiete schauen und dafür sorgen, dass sie tatsächlich so besiedelt sind, wie ich es mir wünsche und das aus mir auch wirklich das herausstrahlt, was eine gesunde Besiedlung überhaupt erst möglich macht. Ich muss das Lebensnetz prüfen, dass ich mit meinem Geist gewoben habe und Unstimmiges ändern, falls sich da und dort kein Gleichgewicht ergeben kann. Das liegt ganz in meiner Verantwortung, in meiner Hand. Ich muss schauen, welche Stimmen sich in mir melden und diesen Ausdruck geben. Ihrem Rhythmus folgen, ihren Tanz tanzen. Widder geht nach außen und hält nichts zurück. Ich kann auch prüfen, wo es eine Grenzerweiterung braucht, wo mehr Handlung gefragt ist, damit ich zufrieden sein kann, mit dem Ergebnis meiner Aussaaten. Wenn ich nach Harmonie strebe, muss ich Unharmonisches benennen und dann Gewohnheiten ändern, neuen Bewegungen nachgehen. Darf ich nicht schweigen, weil es bequemer ist und mich in verzweifelter Beharrlichkeit üben.
Lilith Konjunktion Uranus - Der heilige Zorn
Verschiedene politische Befreiungsversuche heraus aus ungleichgewichtigen Missständen können wir ja schon beobachten. Im arabischen Raum rebelliert es und auch hier brüllt „es“ nach Autonomie, weil es der Zeitgeist so verlangt und weil sie genau dort so lange gefehlt hat. Da beispielsweise in Lybien die Gegenwehr groß ist, zu groß für das Vermögen der Einzelnen, die Missstände zu lange herrschten, ein Einzelner über zu große Mittel verfügt, um sich blutrünstig an seine Machtposition zu klammern, sind externe Verbündete gefragt, um das verlorene innere Gleichgewicht wieder herzustellen. International bezieht man bereits Position, damit gegebenenfalls ein Krieg klärt, was Einzelne versäumten im Vorfeld zu bereinigen (Uranus).
Lilith, für mich die wildeste Vertreterin des Autonomiebestrebens innerhalb einer Gesamtpersönlichkeit geht mit der uranischen Explosionskraft vorübergehend ein Bündnis ein und das sprengt die engen Maschen, die Menschen in verknoteten Netzen auf ungesunde Art miteinander verwebt. Am auffälligsten derzeit in moslimischen Ländern dieser Erde, dort, wo die Frauen seit Jahrhunderten am stärksten unterdrückt sind. Das könnte uns einen weiteren Hinweis darauf geben, was sich vielleicht außerdem für das kollektive Erdfeld vorbereiten soll. Ein Umdenken auf allen ungleichgewichtigen Ebenen.
Sogar der Dalai Lama räumt das politische Feld für eine neue Zeit und ruft damit die demokratische Verantwortung ins tibetische Land. Unter anderem, weil es nicht mehr an der Zeit ist, dass ein Einzelner das Volk repräsentiert und damit die individuelle Verantwortung auf ihn projiziert wird.
Doch bleibt die große Frage, wohin unser gemeinsames Schiff Erde steuert? Im Moment ist gar nichts klar, viele Baustellen, viel Land aufgerissen, viele offene Wunden rufen nach Versorgung. Dazu der auslaufende Kalender der Mayas. Die Uhr scheint derzeit sehr laut zu ticken. Die Stimme der Erde erhebt sich unüberhörbar.
Gehe ich mit ihr in Resonanz, lande ich erneut bei mir. Noch genauer hinschauen, ob das, was ich in meinem Mikrokosmos mit Freiheit verbinde, überhaupt der Wirklichkeit standhält. Noch mehr einbinden, was mir Hindernis auf meinem Weg scheint, damit es dazugehören kann, damit ich es von innen heraus wandeln kann. In meinem Lebensfeld auch Raum für Widersacher schaffen, damit ich ihnen begegnen lerne. Für mein Recht eintreten, offen und laut, das Recht auf ein gesundes, nachhaltiges, gut versorgtes Leben, das auch meinen Kindern eine gute Basis sein kann und mit jedem meiner Schritte auch so leben.
Lilith, als Tochter der alten Vogelgöttin (siehe letzte Meridianausgabe), ist mit dem in der Dunkelheit Verborgenen vertraut. Ihre Kräfte kennen den heiligen Zorn, sind zur Raserei fähig. Lilith scheut sich nicht, Tabuthemen in den Raum zu werfen, das auszusprechen, was lange unter den Teppich gekehrt wurde. Zusammen mit Uranus, der lichten Kraft, die uns auch mit den Sternen zu verbinden weiß, bildet sie ein unschlagbares Team, wenn es um die Befreiung aus missbräuchlichen Umständen geht. Beide Kräfte fürchten sich nicht, ein ganzes System aus dem Takt zu bringen, die Netze zu zerreißen, auch wenn der ein oder andere tatsächlich ganz herausfällt und sich erstmal nicht mehr in dieser Existenz zu fangen weiß.
Schließe ich mich ihnen an, lerne ich kompromisslos für mein autonomes Selbstverständnis einzutreten, das zu leben, von dem ich im Innersten überzeugt bin und für das einzutreten, was mir in der letzten kleinen Zelle richtig erscheint. Meinem Lied kompromisslos zu folgen. Selbst wenn das an der ein oder anderen Grenze meines Landes Krieg hervorruft. Denn es geht darum, mich zu weiten, zu dehnen, und mit der spontanen Ausdruckskraft in mir ganz im Hier und Jetzt zu landen (Widder).
Neptun in die Fische - Energie folgt der Aufmerksamkeit
Und dann noch Neptun. Hinein ins eigene Zeichen, in die Fische, lockt die große Unterströmung, die Bassstimme unser aktuellen kosmischen Symphonie mit einem vertrauensvollen Ruf, dass doch alles einen tieferen Sinn haben könnte. Um zu illustrieren, was vielleicht gemeint sein könnte, möchte ich hier die Gedanken von Domano Hetaka, einem Schamanen aus dem westlichen Amazonasbecken, vorstellen. Er beschreibt sich selbst so: „Ich bin ein kala keh nah seh. Das ist ein Geschichtenerzähler, oder einer, der Zauberworte spricht. Der das Garn der Erdspinne zu spinnen versteht, der alte Sänger von Klängen, die die Dinge auseinanderreißen. Ich bin ein Tänzer, der die Gleichgewichtsnetze webt. Durch diese Netze schaffe ich Ausgleich.“
Im Anschluss gibt er im Buch von Kay Whitaker, „das Netz der Harmonie“, das Wissen seines Volks weiter, wovon ich einen kleinen Ausschnitt hier zusammengefasst habe, denn es kann uns dazu inspirieren, achtsam zu sein und uns auf unseren Tanz auszurichten, während wir uns in dieser neptunischen Zeitqualität bewegen:
„Die Welt ist so empfindlich. Wie ein hauchdünnes Spinnennetz. Wir sind den Spinnen sehr ähnlich. Ja, den Spinnen der Erde. Wie die kleine Spinne lebt, so arbeitet und baut sie, sogar im Laufen. Ebenso bauen wir, so wie wir leben, unsere Welten. Wir können unsere Welt erlaufen oder unsere Welt knoten. Oder sie uns denken. Manche schaffen sie aus dem Herzen heraus. Und manche durch das Gebären. Manche bauen wie der Wind. Meine Lehrer haben mich gelehrt, an dem Netz zu ziehen. Es dauert lange. Zuerst finden wir die Geduld. Wenn du eine neue Welt schaffen willst, musst du lernen, eine Spinnenfrau, ein Spinnenmann zu sein. Dann weißt du, das alle Tiere, alle Pflanzen, alle Steine, alles, was existiert, beseelt ist. Und du lernst, sie als Verbündete in dein Netz hineinzuweben. Die Welt, die du dir gewoben hast, ist mit vielen anderen Netzen verwoben. Dennoch ist es wichtig, ab und zu vom Rand deines Netzes zu fallen. Nur so kannst du dein Lied finden.
Du findest es, indem du deinem Tod begegnest. Der Tod ist die Kraft in unserem Universum, die alles auseinanderreißt. Die alles zu einem Ende bringt, die Kraft der Veränderung, der Bewegung. Die Welt ist wie die Strömung eines Flusses oder der Meere. Sie strömt „hier“ herein, hindurch und wieder heraus, unablässig. Die Kraft, die dahinter steht, ist die Kraft, die Leben und Tod eines Wesens, eines Dings verursacht. Wenn sie für uns in etwas stirbt, wird sie in etwas anderem wiedergeboren. Diese Kraft fließt durch die Netze, die Dimensionen. Es ist Weisheit in dieser Kraft und überall Bewusstheit. Wenn etwas in die Welt hineingedrängt wird, dann entwickelt es Bewusstsein, es hat eine gewisse Triebkraft und Beharrlichkeit. Einen Plan. Das ist die andere Hälfte des Todes, seine Schwester, das Schicksal. Zusammen bilden sie das Gerüst für unsere Welt. Das dehnt sich mit unserem freien Willen aus. In sofern lehrt dich der Tod das Leben. Das Leben ist das, was allen Dingen gemeinsam ist. Der Tod ist die Bewegung im Lebensablauf, er sorgt für eine kontinuierliche Dynamik. Für eine maßvolle, aber willkürliche Entwicklung. Das Chaos.
Das Leben ist bewusste, intelligente Energie, die sich in jeder Funktion und Form sammeln kann. Sie sammelt sich um einen trägen Kern und bildet dann Energiemuster und Materie. Ein Mensch kann lernen sie zu sammeln, zu bewahren und in Umlauf zu bringen. Es wohnt ihm ein einzigartiges Pulsieren inne, ein Rhythmus, der nur ihm eigen ist. Das macht ihn zu einem Individuum. Sein Lied singt zum Universum, vom Leben durchströmt. So erfährt jeder in seinem Umkreis von seiner Existenz, als vom Herzen kommendes Geschenk wird sie verteilt. Das Lied eines Menschen ist seine Freude. Die teilen wir unablässig miteinander. Das ist unser harmonisches Netz.
Der Tod ist nur das, wodurch das Leben in seinem Lauf angetrieben wird. Eine Tür zu etwas Neuem. Nichts wird vernichtet, geht verloren oder gerät in Vergessenheit. Alles wird weiterbefördert, auf seinen nächsten Platz. Alle Erfahrungen sind Gemeingut und bleiben in der Erinnerung erhalten. Wenn du dich deinem Tod stellst, auf das Sterben gefasst bist, lernst du dich der Tür zum Erinnerungsfeld zu bedienen. Du veränderst deinem Platz im Netz und lernst, dass das Leben eine Sache der Aufmerksamkeit ist.
Die Aufmerksamkeit muss ins Gleichgewicht gebracht werden. Denn je mehr man sich von der Mitte des Gelichgewichts entfernt, desto größer ist der Verlust an Lebensenergie und der Verlust zu den Zentren deines Netzes. Damit einher gehen Angst, Verwirrung, Einsamkeit, Panik, Isolation. Du findest in die Mitte deines Gleichgewichts durch Aufmerksamkeit. Achte darauf, auf was du deine Aufmerksamkeit richtest, sammle sie immer wieder ein und bringe sie zurück ins Gleichgewicht. Damit entsteht Ausgeglichenheit. Harmonie mit deinem Selbst und allen Seinsformen. Die Welt sieht vollkommen anders aus, wenn wir lernen, unsere Aufmerksamkeit umzulenken. Dann fühlen wir unser menschliches Erbe, die Freude am Austausch mit allen anderen Seinsformen.
Der größte Widersacher der Freude am Leben ist die Angst. Die Angst wiegt normalerweise schwerer im Leben eines Menschen als die Erfahrung der Lebenslust. Angst ist damit der Hauptantrieb vieler Menschen und das größte Hindernis.
Wir Menschen haben einen Urtrieb, auf dem sich alle anderen Triebe gründen – die Sehnsucht nach Erfahrung, nach dem Erleben unserer Sinneswahrnehmungen. Und wir tragen dabei ein geheimes Verlangen an Macht in uns. Dieses Verlangen nach Macht und dem Erleben von Sinneswahrnehmungen spinnt die Farben unseres Netzes und unsere Beharrlichkeit gibt diesem Stabilität. Wir sind damit doppelt motiviert: wir tragen Wünsche und Ängste in uns. Wünsche nach schöpferischer Betätigung, Kommunikation, Lebensfreude, Liebe – danach, Herausforderungen anzunehmen. Und Ängste, vor dem Tod, aus dieser entstehen alle anderen, die vor dem Unbekannten, der Veränderung, Machtlosigkeit, dem Schmerz, Verlust, Versagen. Wenn wir der Angst mit unserer Aufmerksamkeit folgen, dann geben wir unsere Macht ab und lassen uns gängeln wie Marionetten.
Um deine Angst zu meistern, musst du sie in die Hand nehmen und dich weigern, dich ihr zu überlassen. Behalte die Kontrolle über deine Aufmerksamkeit und mache trotz deiner Angst weiter und handle. Du musst in die Angst hinein und durch sie hindurchgehen. Die einzige Möglichkeit, sicheren Erfolg zu haben, ist, dich voll und ganz deiner Lebenslust anheimzugeben. Dann bleibt der Angst keine Möglichkeit, die Kontrolle zu übernehmen. Mit deiner leidenschaftlichen Lebenslust durchdringst du deine Angst sehr schnell und streckst dem Unbekannten die Arme entgegen.
Lebendigsein ist mit einem stark prickelnden Gefühl verbunden, einer Begeisterung, die zuerst nur schwach zu spüren ist. Wenn du sie mit deiner Aufmerksamkeit nährst, wächst sie zu Bewusstheit heran. So sammelst du Macht an, die der Angst den Boden entzieht. Sammle dreimal am Tag für zehn Minuten Lebenslust an, jage sie. Und dein Netz wird ins Gleichgewicht finden.“
Neptun in den Fischen mag uns bedeuten, unser Netz zu richten und ab und zu vom Rand zu springen, damit es sich weiten und ausdehnen kann. Unsere Aufmerksamkeit so zu lenken, dass unser Mikrokosmos in Ordnung kommen kann, harmonisch schwingt und unser authentisches Lebenslied, das aus der Freude, aus der Lebenslust geboren wurde, in den Makrokosmos hineinpulsiert. Wir tanzen dann in tiefer innerer Verbundenheit unseren authentischen Tanz. Wir können unsere Aufmerksamkeit auch darauf richten, in ebenso tiefer Verbundenheit mit allen anderen Wesen und Wesenheiten zu leben, indem wir ihnen zuhören, auch damit wir die uns umgebenden Kräfte zu Verbündeten gewinnen und ins Netz hineinweben können, bewusst und in großer Würdigung, Anerkennung und Dankbarkeit. Wir können mit unserer Aufmerksamkeit der Erde zuhören, ihren Bedürfnissen eine Stimme geben und unserer Stimme Handlungen folgen lassen. Dann fließen wir sicher mit den Anforderungen der Zeitströmung und finden wieder nach Hause ins tiefe Bewusstsein der Zugehörigkeit. Wer Netzpflege betreibt, gleicht einer/m Zauberer/in, der/die ihr/sein erträumtes Reich in Ordnung hält. Wer sich bewusst hin und wieder in die Traumzeit hineinbegibt, in seinen persönlichen heiligen Raum, um sich dort mit gesammelter Aufmerksamkeit auszurichten, macht sich die neptunische Strömung zunutze und wird von ihr genährt. Wer aus der Geschwindigkeit aussteigt, um seine natürliche Langsamkeit zu feiern, den können die Rückenwinde tragen. Sie oder er tanzt dann vielleicht sein tiefes Gebet. Das wirkt mit Sicherheit auf den Makrokosmos zurück.
15.01.2011: Liliths Roter Faden
Am 4.4.2011 erleben wir eine Konjunktion von Lilith mit Urania (Uranus). Das könnte sich schon jetzt spürbar anbahnen. Ein Zeit der gründlichen Erneuerung, wo sicherlich das ein oder andere Lebensmuster, das starke Ungleichgewichte beinhaltet (besonders wenn diese zwischen weiblichen und männlichen Anteilen bestehen) gesprengt wird. Leichen lassen sich jetzt schlecht im Keller aufbewahren! Zur Inspiration habe ich hier Liliths Roten Faden in der Zeitgeschichte aufgenommen und weiter gesponnen. Das soll dazu inspirieren, die stärker werdende Unruhe, die uns jetzt vielleicht ergreift, ein wenig einordnen zu können und dem inneren Ruf, in welche Richtung er denn hinein erklingen mag, mutig zu folgen. Lilith rührt schon mächtig in den Töpfen, in denen Urania vielleicht auch den ein oder anderen Sturm entfacht, wenn es denn etwas zu befreien gibt und geht da allzugerne mit ihrer Streitbarkeit und Konfliktfähigkeit Urania zur Hand. Ich denke, es können sehr viel weitere Gebiete bereist werden, wenn die inneren Fesseln erstmal gesprengt sind. Das beinhaltet (bisher noch) ungeahnte Möglichkeiten, Freiräume und sich öffende Tore für unkonventionelle Wege. Abschied von Frauenrollen, die sich am patriarchalen Bewertungsbild orientieren und ein Ja zur (unbequemen) Ungewöhnlichkeit. Dazu gehören: Klartext sprechen, das Unfertige achten und der lautwerdenden inneren Stimme Ausdruck geben. Lilith und Uranus sind wenig an festgefahrenen Konventionen interessiert. Sie bringen in Bewegung, was stagniert ist und liefern uns Winde, die davon tragen können, wenn eine das Segel spannt.
Gleichberechtigung – Konfliktfähigkeit – Streitbarkeit
Verfolgen wir den mythologischen Roten Faden zurück, der zu der wilden und in der späten jüdischen Kulturepoche recht negativ umgedeuteten weiblichen Figur der Göttin Lilith geführt hat, finden wir sehr frühe Wurzeln, die bis in die Altsteinzeit zurückreichen. Seit dieser Zeit nämlich gibt es Vogelgöttinnen, auch Vogel-Ritualmasken, die sowohl als Ausdruck der menschlichen Seele als auch des Geists, der durch Leben und Tod hindurchatmet, ihre Wirkung taten.
Vogelfrauen
Aufgrund seiner zweifachen Geburt, zunächst als Ei und im Anschluss als Küken stand der Vogel für Wiedergeburt und Erneuerung – er war damit das Heiligste aller Geschöpfe. Eiern wurden zu dieser Zeit auch bedeutende magische Eigenschaften zugeschrieben.
Den Vögeln war es möglich, sich den Luftraum zu erschließen und von daher auch kosmische Botschaften zu übermitteln. Vogelmasken und Federkleidung wurden zu rituellen Tänzen getragen. Hierbei wurden die irdischen Bedürfnisse der Menschen den unterstützenden Geistwesen vermittelt und umgekehrt wurden „im freien Flug“ auch Antworten aus dem Geisterreich empfangen. Der Flug steht auch für die schamanische Reise, die durch Exstase oder Trance hervorgerufen wird.
Vogelähnlichen Statuen der Altsteinzeit, die eine Verbindung zu weiblichen Formen darstellen, also eine Vereinigung von Vogelkraft und Frau abbilden, ist eins gemein, ein riesiges eiförmiges Gesäß. Das wiederum weist darauf hin, dass man die Fähigkeit, Leben zu schenken mit dem „Eierlegen“ der Vögel verknüpfte, es waren „eiertragende“ Göttinnen, Frauengestalten, denen damit auch deren magische Eigenschaften im dunklen Körperraum innewohnten. Aus diesen Eiern konnte so manches, vielleicht auch die Welt oder übernatürliche Kräfte, ausgebrütet werden.
Vogelgöttinnen waren damit in der Lage, die lichte Welt des Himmels mit dem dunklen Raum des noch Ungeborenen zu verbinden, sie waren mächtige Repräsentantinnen der gesamten erfahrbaren und verborgenen Welt und schenkten ihr das Leben.
Lilith in der Tradition der Vogelfrauen
Die sumerische Göttin Lilith steht mit ihren Flügeln in der Tradition der Vogelgöttinnen und hat sich zu einem weitaus späteren Zeitpunkt (ca. 2300 v.u.Z.) aus der „Medusa mit den goldenen Schwingen“ entwickelt. Auf der sog. Burney-Plakette steht sie, von zwei Eulen begleitet, nackt da und trägt eine Hörner-Tiara. In den Händen hält sie Ring und Stab der Macht und symbolisiert damit ihre Zugehörigkeit zu den Göttern ersten Ranges. Ihre mit Eulenkrallen versehenen Füße bedeuten uns, dass ihre Weisheit aus der Nacht, dem Dunklen geboren wird und sie auch darin wurzelt, sich darin zu bewegen weiß. Beide Krallenfüße stehen auf zwei Löwen, mächtige Beschützer auf der Reise ins Verborgene. Im Hebräischen bedeutet uns der Name Lilith „Schleiereule“.
Im Fortschreiten der patriarchalen Entwicklung wird sie erst entthront, dann verbannt und schließlich denunziert – sie erfährt damit das gleiche Schicksal wie Medusa schon Jahrhunderte vor ihr:
Liliths Entmachtung und sozialpolitische Zusammenhänge
Ein sumerischer Epos aus dem späten 3. Jahrtausend, der in einer Zeit entstand, da viele der ursprünglich weiblichen Macht-Inhaberinnen durch männliche Götter abgelöst wurden (also eine allgemeine Umverteilung der Zuständigkeiten der Aufgaben im Götterbereich stattfand) berichtet, wie Innana, eine eher dem männlich ausgerichteten Weltbild Angepasste (sie ist die Geliebte von Gilgamesch), die in ihrer anfänglichen Entstehungsphase noch keine ausreichenden Machtattribute erworben hatte, beschließt, sich diese anzueignen. Dies geschieht, indem Lilith die von ihr selbst gewählte Wirkstätte, der Weltenbaum von ihrem Geliebten Gilgamesch brutal genommen wird, siehe weiter unten.
Das geschah zu matriarchalen Zeiten, da sich der weibliche Sippenverband noch unter der Leitung der jeweiligen Mütter zusammenschloss. Mit diesem ging eine Ökonomie des Gleichgewichts einher, die sich auf gegenseitiger Hilfe und Aufgabenverteilungen, in gleichwertiger Anerkennung, ohne hierarchisches System begründete. Die Ablösung der alten weiblichen göttlichen Macht-Inhaberinnen durch männliche bedeutet uns also auch einen sozial-politischen Wandel. Die neuen Götter fügen sich allmählich in ein hierarchisches System und „schöpfen“ hiermit ein Weltbild, das auch Gesellschaften hervorbringt, in denen klare soziale Unterschiede und Hierarchien geschaffen werden.
Gilgameschs Geschichte unterstützt die neue machtpolitische Bewegung. Er wird in seinem Epos als einer vorgestellt, der zu zwei Dritteln göttlich und zu einem Drittel menschlich ist. Diese Überlieferung gilt als die erste Dichtung, welche die Loslösung von den Göttinnen, zugleich aber auch die Angst vor der Vergänglichkeit des Lebens thematisiert. Denn mit der neuen Zeit musste auch die Weisheit gehen, die aus dem Wissen um den Tod und die Andere Welt geboren wurde. Diese Weisheit verkörperten und hielten die alten Göttinnen inne – das war ursprünglich Frauensache. Der Gilgamesch-Epos gilt als das erste existenzialistische Werk der Menschheit und ist damit ein wichtiger Bodenbereiter für das patriarchale Weltbild, das immer mehr von der Angst vor dem Tod, dem neu erfundenen Teufel (= ein bewertetes Bild der dunklen Kräfte) geprägt wird, und auch die Sexualität dämonisiert.
Zurück zu Innana, seiner geliebten Helferin. Als sie eher ziellos durch das Land reist, entdeckt sie am Ufer des Euphrats den dort angesiedelten Weltenbaum (Halub-Baum). (Der Weltenbaum ist übrigens in jeder alten Kultur als Symbol der alten kosmischen Ordnung anzutreffen unter unterschiedlichen Namen. Bei den Germanen heißt er Yggdrasil, die Weltenesche.) Inanna kommt also auf die Idee, sich aus dem Weltenbaum die ihr noch fehlenden göttlichen Attribute anzufertigen, damit ihre Macht an die Stelle des Weltenbaums treten konnte und sie damit zur Regentin der gesamten Welt würde. (Wir sehen hier, wie ein Mythos geschaffen wird, der dafür sorgen soll, dass die neuen Werte auch Fuß fassen können. Innana ist zwar noch immer eine Frau, aber mit einer neuen Motivation – sie strebt nach der Macht, die eigentlich bis dahin nur der Weltenbaum verkörperte und „arbeitet“ für die Ziele ihres Geliebten.)
Zunächst pflanzt sie den Weltenbaum in ihren heiligen Garten, um sich daraus über kurz oder lang einen Thron und ein Bett anzufertigen. Doch jetzt kommt der Vogel Anzu dazu und bewohnt die oberen Äste des Baumes und eine Schlange, die sich nicht vertreiben lässt, baut ihr Nest in das Erdreich unterhalb der Wurzeln des Baumes. Den Baumstamm selbst bewohnt flugs die nackte Lilith und macht ihn zu ihrem neuen Sitz. Spätestens jetzt wird Innana sehr unruhig, denn Lilith ist ja noch mit den Mächten der Luft- und Unterweltsgöttinnen ausgestattet, entspricht damit der alten Kraft und sie weiß, dass sie selbst als neugeschaffene „Göttin“ diese nicht innehaben kann. Lilith heißt zu diesem Zeitpunkt auch „Mädchen der Finsternis“.
Alles Bitten hilft nichts, die Bewohner des Weltenbaums wollen ihn nicht verlassen. Sie schützen ihn mit aller Kraft und verhindern erfolgreich, dass Innana sich ihre Insignien anfertigen lassen kann.
Sie beginnt also verzweifelt zu weinen und ihr Geliebter, Gilgamesch eilt herbei. Wie viele Helden seiner Art (Vertreter des patriarchalen Weltbilds), erschlägt er gleich die (magische Lebens-)Schlange am Fuß des Baumes (die sich im Nachhinein betrachte aber wohl nicht sehr beeindrucken ließ, denn sie bewohnte den Baum an anderer Stelle ja noch bis zu Evas Zeiten), und er fällt ihn zusammen mit seinen Mannen im Anschluss. Dann bringt er ihn zu Innana. Lilith breitet ihre Flügel aus, und fliegt erstmal davon. Hinein in die Zeit, hinein in andere Epen – sie wird immer weiter denunziert und ist dennoch eine Kraft, die keine(r) missen möchte und kann!
Mädchen der Finsternis
Im sumerischen Epos sitzt sie nackt im Stamm des Weltenbaums und belebt damit die tragende Mitte der Welt (die gesellschaftlichen Strukturen) mit ihrer unverhüllten Natürlichkeit. Sie wird neben Schleiereule auch „das Mädchen der Finsternis“ genannt, d.h. zwar steht sie in der Tradition der alten in die Dunkelheit der Nacht eingeweihten Göttinnen, der Alten Weisen, bleibt aber dennoch jung – immer up-to-date mit dem Zeitgeist. In diesem probiert sie ihre Macht aus und sorgt auf wilde Weise dafür, dass niemand den dunklen Schöpfungsschoß der Großen Mutter, aus dem alles geboren wird und in den alles wieder zurückkehrt, vergisst. Sie hat es nicht nötig, sich zeitgemäß zu „gewanden“, d.h. ihre Erscheinung gemäß der vorherrschenden Kultur zu verhüllen oder sich dieser anzupassen. Sie erinnert damit an einen gesunden Naturzustand, der jedem Menschen innewohnt. Natürlich beinhaltet der auch eine gesunde Sexualität und Erotik.
Wie wir wissen, wird Liliths Macht in den zeitgeschichtlich folgenden Epen immer weiter unterdrückt, bis hin zu ihrer Vertreibung aus „dem Paradies“. Aus dieser Sicht heraus können wir ablesen, was dort erwartet wurde, nämlich eine gefügige „Eva“, die aus der Rippe eines Mannes entstehen musste und ohne Gottvaters Atem sogar lebensunfähig war. Wir bewegen uns jetzt in einer Epoche, wo der Großen Göttin und damit allen ihren Repräsentantinnen, den Frauen so gut wie alle Macht genommen war. Besonders die Weisheit, die aus der Unterwelt geboren wurde.
Doch wie es so geht, irgendwann wendet sich eine ursprüngliche Lebenskraft, die unterdrückt wird, gegen ihre Unterdrücker, auch in den Geschichten, die sich um sie ranken. Die im Christlichen „Dämonisierte“, nämlich die mittlerweile verabscheute Lilith wird im Epos zur Braut Jahwes umfunktioniert, dem Gott, den wir aus unserem Kulturraum her kennen. Naja und wie wir wissen, wollte sie ja nicht unter ihm und auch nicht unter seiner anderen Schöpfung, dem Adam zu liegen kommen. D.h. er hätte sich mit der dunklen Weisheit – der alten Kraft nur vereinen können, wenn er sich ihr ergeben, hingeben hätte können. Da war es für die egogebundenen Machtgelüste der neuen Zeit leichter, den Versuch des missglückten Beischlafs so umzudeuten, dass er mit einer rebellischen Teufelin stattfand, die sich nicht das neue weltpolitische „heilige“ System, das „Paradies“ eingliedern wollte. Denn wer war zu dieser Zeit schon an wirklich weisen Frauen und ihren Künsten interessiert? Es entstanden neue Überlieferungen, die nun behaupteten, Lilith verführte schlafende Männer und erwürgte die Säuglinge der neuen Zeit gleich in ihren ersten Lebenstagen.
Lilith ließ sich trotz ihrer Denunzierung nicht so schnell aus dem Bewusstsein des Volks verdrängen. Sie wurde in der jüdischen Folklore bis weit in das 16. Jhd. unserer Zeit als eine mächtige Göttin weiterhin verehrt.
Lilith, die Pubertierende
Lilith ist für mich bis heute ein weiblicher Archetyp, eine dunkle wilde Kraft, die kompromisslos für Gleichberechtigung (auf allen Ebenen) steht und diese auf recht vehemente Weise auch einfordert. Im Horoskop scheint sie auch auf die Konfliktfähigkeit und Streitbarkeit hinzuweisen.
Als ich vor Jahren erstmalig begann, Lilith im Astrodrama versuchsweise mit einzubeziehen, stellte sie sich in vielen Fällen als eine Art Tochter von Pluto dar und zwar als Pubertierende, die ihrer Mutter (Pluto, Kali, der dunklen Göttin) begegnet. Sie ist diejenige, die in den Widerstand geht, sobald die anderen Planeten zu enge Strukturen untereinander bilden, rebelliert und auf recht originelle unkonventionelle Weisen Lösungsvorschläge anbietet. Sie ist diejenige, die aus der Rolle fällt und daran auch Spaß zu haben scheint. Sie ist nicht konform, sucht aber immer wieder den Kontakt zu Pluto als einer Art Mutter- oder Weisheitsinstanz. Sie erscheint auch als verletzliche Wesenheit, die sich im Alter der Pubertät befindet, die ihre Schwächen aber gut zu überspielen weiß und es versteht, fehlende Aufmerksamkeit bei den anderen für ihre Bedürfnisse zu wecken. Dies geschieht in unterschiedlicher Heftigkeit, je nach Bereitschaft der anderen energetischen Teilpersönlichkeiten. Wenn Lilith sich weigert, mitzumachen bei einem Lösungsweg, fehlt den anderen Planetenenergien die Kraft, etwas durchzusetzen oder ihre gewohnten Bahnen zu verlassen. Sie können dann nicht aus ihren Fixierungen und Verhaftungen heraus. Allerdings stellt sich auch öfter dar, dass die anderen Energien Lilith nicht unbedingt gleich respektieren. Es besteht eher die Tendenz, sie loshaben zu wollen, ihre Bedürfnisse zu belächeln, nicht ernst zu nehmen oder zu ignorieren. Wenn Lilith im darstellenden Spiel als auffällig schwach und angepasst auftritt, entwickelt sich häufig der Prozess eines inneren Dramas, das zur Pubertät stattgefunden hat. Dann muss hier erst Heilungsarbeit geschehen, um der inneren Lilith Mut zu machen, anders zu sein. Sobald diese dann einen Weg findet, ihr „Anderssein“ auszudrücken, profitieren auch die anderen Teilpersönlichkeiten des Geburtsbilds davon. Sobald sie diesem Aufmerksamkeit schenken, ergibt sich ein wichtiger Schritt: ein Mensch erwacht mithilfe der Anerkennung seiner auch streit- und konfliktfähigen pubertierenden Kraft dann zu seiner Einzigartigkeit und findet eine ganz individuelle Lösung für sein aktuelles Problem – die mag sich allerdings bisweilen auch als sehr unbequem darstellen und einigen Mut zur Umsetzung erfordern.
Lilith im Transit, ein Beispiel:
Luise erwachte in ihren eigenen Worten aus 20 Jahren friedlicher Ehe und verfing sich erstmal in einer rein intellektuellen Auslands-Internet-Liebschaft. So stark, dass ihr gesamtes Lebensgefüge ins Wanken kam. Nichts funktionierte mehr. Alles war Chaos. Von Mai bis Juni 2004 wanderte die Transit-Lilith vom Zwillinge-Merkur bis zur Zwillinge-Venus ihres Horoskops. Gleichzeitig stand Pluto in Opposition zu Merkur. Als Lilith exakt die Venus erreicht hatte, war es soweit. Ich wurde Zeugin einer völlig skurrilen Situation. Luise lief völlig panisch wie Geistes gestört für einige Stunden um den Gartentisch, an dem ihr Mann und ich saßen. An den beiden gegenüberliegenden Eckpunkten sagte sie immer wieder das Gleiche: An einer Ecke angekommen bat sie ihren Mann darum, sie in die Psychiatrie zu fahren und an der gegenüberliegenden Ecke sagte sie, es hat ja alles sowieso keinen Sinn, die können mir auch nicht helfen. Dazwischen haspelte sie unterschiedliche Gedankenfetzen vor sich hin. Wir hatten wenig bzw. keinen Einfluss auf die Umrundungen und auch nicht auf das kreisende Gedankenkarussell, in dem sich Luises Geist verfangen hatte. In ihr strudelte es wild und ihre Bewegungen zeichneten das nach. Als dann Stunden später die Energie ein wenig erschöpft war, willigte sie ein, nun professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Einige Wochen verbrauchte sie im Anschluss in der Psychiatrie.
Danach sah ich sie wieder. Einigermaßen wieder hergestellt hatte sich ihr geistiger Zustand regeneriert. Den äußeren Auslöser für das psychische Chaos beseitigte sie und konnte nun die Belanglosigkeit der Internetbekanntschaft durchschauen. Sie beendete diese. In den folgenden zwei Jahren allerdings begann sie durch ihren Lilith-Transit angestoßen, ihre Ehe genauer unter die Lupe zu nehmen und wurde sich des abhängigen Verhältnisses, in dem sie sich befand, voll bewusst. Ihr Mann, ein katholischer Patriarch hatte die Zügel nicht nur im Beruf, sondern auch in Haus, Garten und Kindererziehung fest in der Hand. Sie, eine intelligente Frau, fühlte sich unnütz und wertlos. Nach dem heftigen Lilith-Einbruch begann sie Anstrengungen zu unternehmen, sich ihren Platz in der Familie zu erobern. Natürlich traf sie auf starken Widerstand. Das Muster war festgelegt und sollte auch nicht verändert werden. Im September 2007, nach der Konjunktion Saturn auf Pluto/Jupiter, erfolgte ein zweiter, allerdings sehr kurzer Aufenthalt in der Psychiatrie und bewirkte, dass sie sich aus der Hoffnungslosigkeit des etablierten Ehemusters trennen konnte. Heute lebt sie alleine mit den beiden Söhnen und beginnt, ihr Leben zum ersten Mal selbst zu organisieren und zu meistern. Lilith hat sie anscheinend auf unsanfte Weise geweckt und zusammen mit Pluto dafür gesorgt, dass sie zu einer erwachsenen Frau werden kann, die sich übrigens recht witzig und unkonventionell entwickelt. Lilith bleibt ihr ab jetzt eine lebendige Begleiterin.
Schritt für Schritt hinein in das „Ganze“
Nun muss es ja nicht immer gleich so extrem kommen wie oben. Mir scheint, dass sich insgesamt eine Art Staffelung der Intensität bei vielen Lilith-Transiten feststellen lässt, je nachdem ob der Planet, zu dem Lilith einen wichtigen Aspekt bildet (Konjunktionen am heftigsten!), im ganzen System befreit oder unbefreit ist, gelebt wird oder eben nicht. Besteht ein sehr großes Ungleichgewicht in einem persönlichen System, vor allem, wenn dieses so aufgebaut ist, dass die weiblichen Elemente unterdrückt werden müssen, dann können Lilith-Transite anfangs sehr heftig sein – wahrscheinlich um das ganze System erst mal von Grund auf zu erschüttern. Die Psyche rebelliert und verweigert sich unter Umständen anfangs der Veränderung. Nun aber werden vielgestaltige Arten des Chaos, der Verwirrung kreiert. Der Weg führt heraus aus dem System in eine (Un-)Tiefe, bevor er wieder hineinführt. Darin erwacht der Widerstand, und wenn es sein muss, auch die Kampfbereitschaft. Solange sich der Kampf sich auf ein Für ausrichtet und der Allgemeinheit dient, wachsen die inneren Lilith-Kräfte. Wenn allerdings die persönliche Lilith noch in der Pubertät stecken geblieben ist und noch nicht die Fähigkeit der konstruktiven Streitbarkeit erlangt hat, dann kann es auch passieren, dass sie über das Ziel hinaus schießt und gebremst werden muss, ganz im Sinne der vielleicht noch nachzuholenden pubertären Lebensphase. Die Lilith-Energie lässt manch eine/n auch „zum Mädchen mit den roten Schuhen“ werden, das im gleichnamigen Märchen aus einer Besessenheit heraus tanzt, bis es tot umfällt, weil es das Maß verloren hat.
Nicht immer ist diese Energie gleich weise, aber auf jeden Fall auch zur Raserei fähig. Sie ist nicht zu unterschätzen und wir sollten sie als eine vielleicht ein wenig unberechenbare Kraft, die uns weiterbringt, durch kompetente Streitfähigkeit in faire Umstände führen kann, in uns hoch achten. Denn sie scheint mir letztendlich fähig zu sein, wirklich gleichberechtigte, gleichgestellte Verhältnisse zu schaffen. Dies gilt nicht nur für Frauen und Männer, sondern ganz allgemein für alle Situationen, in denen die Ganzheitlichkeit sich ja u.a. aus einem ausgewogenen Verhältnis von weiblichen und männlichen Anteilen zusammensetzt.
Ist eine Lebenssituation bereits ausgewogen, oder ein Planet, der von Lilith besucht wird, bereits in seiner Kraft, dann bemerkt man sie häufig auch gar nicht oder nur in Form von kleinen Korrekturen, Feineinstellungen.
Streitkultur
Die Lilith-Kräfte sind dann kultiviert, wenn sich unsere Rebellion, unsere Streitbarkeit und unsere Fähigkeit zum Widerstand sich auf konstruktive Ziele richten. Der erste innere Schritt besteht meiner Meinung nach in der Anerkennung ihrer recht wilden eigensinnigen durchaus auch unbequemen weiblichen Kraft. Diese zeigt sich auch mal in ihrer unvollkommenen Form. Wenn wir sie lernen zu achten, und zwar wegen ihrer Unvollkommenheit, dann ist das schon die halbe Miete. Wir verzichten einfach darauf, diesen zu erziehen, umzubilden oder ihm eine schöne Gestalt zu geben - sondern wir lassen ihn einfach in seiner Ursprünglichkeit sein und binden ihn ein oder uns an. So bleibt alles lebendig.
Besonders für Frauen steht es weiterhin an, zu unterscheiden, wo sie zu angepasst auf einen Scheinfrieden hinarbeiten, dessen paradiesisches Bild vielleicht gar nicht aus ihnen selbst heraus entstanden ist, sondern eher auf der Vorstellung patriarchaler Glaubenssätze beruht. Wirklicher Friede entspringt der Selbstzufriedenheit, ist dynamisch und diese hält es auch aus, dass durch konstruktives Streiten Veränderungen stattfinden, die ein bekanntes System zur Weiterentwicklung führen können. Selbst wenn das beinhaltet, dass es für eine Weile ungemütlich wird.
Lilith wird mit Sicherheit weiterhin dafür sorgen, dass „unerwünschte“ Zwischenzustände da und dort auftreten – solange es etwas aus- und anzugleichen gibt innerhalb bereits etablierter äußerer und innerer Machtstrukturen. Freunden wir uns also mit ihr an und heißen sie willkommen.
Der Rote Faden im Horoskop
Im Horoskop finden wir den ersten Roten Faden unserer persönlichen Geschichte, wenn wir auf die Felderwanderung schauen (am besten mithilfe der äqualen Häuser), wann Lilith zum ersten Mal ausgelöst wurde, wann wir am in Opposition befindlichen Punkt standen, wenn Lilith zu sich selbst Transitaspekte bildete und einen der anderen Planeten konjugierte. Wir finden deutliche Hinweise auf die ein oder andere „Gleichstellungsbemühung“.
Saturn Opposition Uranus
Veränderung liegt in der Luft – aktuell besonders bedeutsam ist für uns die Zeit von Dezember 2008 bis Juli 2010 – Saturn steht in diesem Zeitraum drei Mal in Opposition zu Uranus. Das bedeutet kollektiv eine recht anstrengende bewegte Zeit, in der sich einige Umstrukturierungen vorbereiten. Der tiefere Sinn in diesen Monaten liegt darin, das, was uns durch das Leben trägt, „das persönliche Knochengerüst“ auf allen Ebenen genauer unter die Lupe zu nehmen und zu prüfen, denn es wird von den Lebenswinden recht heftig durchgeschüttelt. Zentrale Fragen sind: Was gibt mir Energie, was raubt sie mir eher? Worin begründet sich meine innere und äußere Sicherheit und halten mich die Strukturen, die ich mir geschaffen habe, wirklich? Kann es sein, dass ich aus Angst zu viele Kompromisse eingehe und knapp an meiner Herzensausrichtung vorbei lebe, weil ich mir nicht erlaube, dem Ausdruck zu geben, was mich im tiefsten Inneren beschäftigt? Was würde geschehen, wenn ich dem, was ich liebe, nachgehe? Was, wenn ich Energie raubende Beziehungen verabschiede und mich für die öffne, die mich nähren? Wie kann ich den roten Faden meiner Ahnen aufnehmen, Verletzungen aus der Vergangenheit heilen und ihre Unterstützung erfahren? In der Zeitqualität von Saturn-Uranus stehen Richtungsänderungen an. Die Weichen können neu gestellt werden, sobald das Innen geklärter ist.
Die tiefere Bedeutung dieser energetisch recht anstrengenden Zeit könnte sich uns so erschließen: Saturn – nennen wir „ihn“ lieber „die Knochenweise“ - erinnert sich an das, was ihr in den Knochen steckt. Uranus – vielleicht hier lieber „die Vogelfrau“ rüttelt an alten Erinnerungen, um sie zum Vorschein zu bringen mit dem Ziel, stecken gebliebene zu befreien. Dabei könnte das Augenmerk auf z.B. durch Traumata oder andere angstbesetzte Situationen abgesplitterte Seelenanteile fallen, die zurück geholt, bzw. neu integriert werden möchten. Gelingt das, kann sich tatsächlich damit eine „neue“, d.h. ganzheitlichere Art des Getragenseins entwickeln. Das Knochengerüst, das, was uns trägt, wird wieder heil und kehrt zurück in seine ursprüngliche Kraft. Damit ändern sich automatisch auch die Lebensstrukturen.
Doch wie lässt sich ein abgesplitterter Wesensanteil entdecken? Wir können davon ausgehen, dass immer dann, wenn wir nicht „bei uns bleiben“, uns von unserer Knochenweisheit, der Essenz, die uns ausmacht, entfernen, etwas in uns wirkt, das Angst davor hat, sich ganz zu zeigen. Typisch ist dabei das Gefühl, z.B. gegen eine unsichtbare Wand zu laufen, während ich mich bemühe, eine Veränderung herbei zu führen, um doch wieder stecken zu bleiben. Das kann daran liegen, dass der abgesplitterte Anteil einfach noch nicht mit macht. Weil er vom Gelingen nicht überzeugt ist, Angst hat, oder auch noch keine Erfahrungen sammeln konnte während dieses Lebens.
Folgende Beschäftigung könnte hier hilfreich sein:
Erstelle eine Liste über Punkte in deinem Leben, die dir Sicherheit geben. Beginne jeden Satz mit: Ich, …, fühle mich sicher, wenn … Unterstreiche die drei wichtigsten und lese sie dir laut vor.
Benenne drei tiefe Überzeugungen bezüglich deines Lebens: Ich, …, glaube, dass … immer wieder in meinem Leben auftaucht und wirkt.
Rufe dir aus deinen Knochen heraus ein „Wesen“ vor dein inneres Auge, dass diese Überzeugungen inne hat und versuche in einen Dialog mit ihm zu treten. Wahrscheinlich ist es ein Kindanteil – dann achte auf das Alter und mach dir zum Ziel, auf dessen Bedürfnisse so einzugehen, dass es Lust hat, am Leben teil zu nehmen und dabei zu wachsen.
Oder aber du entdeckst, dass in deinen Knochen ein noch älteres Thema wirkt: Welche Geschichte in meiner Familie hat schon lange vor meiner Zeit angefangen, besteht schon seit mehreren Generationen und könnte immer noch spürbares Thema für mich sein? Wenn ich dem Anteil in mir, der das Thema spürt und dessen Auftrag kennt, eine Form geben sollte, dann sähe er so aus … Auch diesem „Wesen“ kannst du näher kommen, indem du es mit Aufmerksamkeit versorgst.
Wenn du dich damit eine Weile beschäftigt hast, wirst du spüren, wie es in deinen Knochen arbeitet und allmählich „uranischer“, d.h freier Raum entsteht. Die Vogelfrau kann jetzt, bzw. früher oder später losfliegen. Sicherlich ist es gut, in den kommenden Monaten vermehrt auf die Knochen zu achten, sie zu Rate zu ziehen und zu befragen, was ihnen gut tut, was ihnen fehlt, was sie brauchen, damit sie alles ohne Anstrengung und Mühe tragen können. Dies könnte eine kleine Meditation oder ein Zwiegespräch gleich morgens beim Aufwachen oder abends vor dem Einschlafen sein. Lass dich überraschen, die Knochen haben uraltes Weisheitswissen gespeichert und erinnern sehr viel, wenn ihnen Achtung und Aufmerksamkeit entgegen gebracht wird!
Hinweis: um dieses Thema zu vertiefen finden zwei Intensivwochen für Frauen statt:
Toskana: Mein Heiliges Feuer, Nach Hause finden - ankommen - Wurzeln ausbilden - Quellen für Wohlstand auftun. 07. - 13.06.2010
Fichtelgebirge: eine Reise zu mir selbst: Ich orientiere mich neu und finde, was mich trägt. 26. - 30.07.2010
EIN NEUES KAPITEL IM LEBENSRAD
Pluto wechselt in die SteinziegePluto können wir auch mit der Kraft der dunklen Göttinnen gleichsetzen. Hekate, Durga, Kali, Holda, Holle, Medusa, die Gorgonen und wie sie alle heißen, ihr Fokus richtet sich nun auf ein neues Kapitel im Lebensrad. Wir konnten die sich anbahnende Veränderung bereits im vergangenen Jahr spüren. Mir ist eine allgemeine Ermüdung bis hin zur Erschöpfung bei vielen Frauen begegnet oder auch das Gefühl, in einer gewissen Zähigkeit zu leben. Wenig Enthusiasmus, wenig Lust auf neue Abenteuer. Einige haben mit ihren langjährigen Beziehungen oder Ehen gebrochen, andere suchten nach einen tiefen Sinn in ihren tragenden Lebensmustern, wieder andere glaubten zu stagnieren und fühlten sich überwältigt von ihren Pflichten. Anstrengend war das Jahr für viele und unter dem Strich blieb die Ernte vielleicht auch ein wenig karger als die Jahre zuvor. All dies deute ich zumindest auf vorbereitende Zeichen, die den Plutowechsel ankündigen. Es scheint eine Phase zu sein, da sich erst mal alles zusammen zieht, bevor es wieder wachsen kann. Manch eine ist jetzt von existenziellen Ängsten geplagt.
Wie können wir das neue Kapitel im Lebensrad entspannt betreten?
Die Steinziege steht auch für unsere tragenden Strukturen, die uns ins Leben einbinden und uns Halt geben. Für das, mit dem wir uns sicher glauben und alle damit verbundenen Bewertungen. Die mythologische Knochenfrau ist hierfür ein gutes Sinnbild. Bis aufs Skelett reduziert, was sie von innen her aufrecht hält, kommt ihre Strahlkraft aus den Knochen, aus der gewonnenen Weisheit in der Begegnung und Überwindung mit der ureigensten Angst vor dem Verfall. Sie kommt aus dem Kontakt mit den Ahnen, mit dem Uralten, mit den Gesetzen, die schon immer Gütigkeit hatten.
Knochen verlesen im Alltag
Die Knochenfrau weiß um ihre Einzigartigkeit, die, nachdem alles verloren ist, auch das Fleisch, das normalerweise die Knochen verhüllt, aus den Knochen heraus spricht. Sie beruft sich auf das, was nach ihrem Tod noch überlebt. Sie schafft für sich Wahrhaftigkeit, die das Vergängliche überdauert. Sie kennt ihre Essenz und manifestiert sie in jeder Form.
Das Kapitel der Steinziege ist ernsthafter Art. Wenn das Auge der dunklen Göttinnen in es hineinscheint, prüft sie uns sehr tief – auf unsere Werte, Bewertungen, ob wir unserer Lebensaufgabe gemäß leben, oder dazu neigen, sie geschickt zu umgehen durch vordergründig wichtigere Pflichten, die wir willig annehmen, weil wir noch einer „guten“ Rolle verhaftet sind. Sie prüft unsere Wurzeln und unseren Stand - worin fußt unsere Lebensgeschichte? Knüpft sie an das Vermächtnis der Ahnen an oder haben wir eher das Gefühl isoliert zu stehen und uns behaupten zu müssen, indem wir alles anders machen? Gelingt das?
„Es ist wie es ist, schau hin ...“, diese einfache Botschaft vermittelt uns die Weisheit der dunklen Göttinnenkraft bei ihrem Besuch in der Steinziege. „Dein Leben hast du bisher so eingerichtet, wie es dir erscheint, akzeptiere es und nimm es an. Mit all seinen Vor- und Nachteilen. Schau dann auf Mängel und versuche sie auszugleichen. Fang jedoch immer bei dir selbst an.“ Andere wichtige Fragen könnten sein: „Wie treu bist du dir selbst? Was bist du bereit, zwischen dich selbst und deine Absichten treten zu lassen? Wo tappst du immer wieder in die gleiche Falle? Von wem oder was lässt du dir die Kräfte rauben? Was ist der Preis, den du dafür bezahlst, dass dich andere für gesellschaftlich akzeptabel halten? Entspricht dein Weg wirklich deinem innersten Bedürfnis oder führt er knapp daran vorbei? Kennst du das Geheimnis deiner Knochen und bist du bereit dich von ihren Erinnerungen führen zu lassen? Kannst du bist ins Mark erschüttert werden? Bist du bereit, dass zuzulassen, um deinen inneren Diamanten zu finden?
Während die Weise Alte unsere Knochen röntgt, könnte es auch passieren, dass vorübergehend einige unserer Schattenanteile im Brennpunkt ihres einzigen Auges stehen. „Was sind die ungewollten, verbannten Vorstellungen von mir über die Welt, die mir das Leben erschweren? Wo reagiere ich wie ferngesteuert, also liefe ein automatisches Muster ab, scheinbar ohne Wahl und ohne anderen Ausweg ... Wann bin ich so, wie ich es niemals sein wollte und was steckt dahinter für ein Bedürfnis?“
Unsere Knochen haben sehr lange schon tiefe Erfahrungen abgespeichert. Einige werden nun wohl geweckt werden, damit sie mit genug Hinwendung und Aufmerksamkeit erlöst werden können. Es kann auch sein, dass sie uns nun Weisheit zur Verfügung stellen, für die wir jetzt erst reif geworden sind. Auf jeden Fall knüpfen sie an, an die Erfahrungen uralter Zeit und auch das verlorene Wissen unserer Ahnen.
Die dunkle Göttin prüft, ob unsere Knochen und halten, ob sie gesund sind. Gut ist es sicherlich, sie auch auf der körperlichen Ebene vermehrt zu pflegen. Sie prüft, ob das, was wir bis jetzt erreicht haben, Bestand hat und bewahrt werden soll, oder ob es besser ist, sich von zu engen Umständen und Selbstbildern zu trennen, damit sie uns nicht die Knochen brechen. Sie rasselt mit den Totenschädeln, eher ein wenig abweisend, nicht nur um uns so zu erschrecken, dass wir in unsere Wirklichkeit hinein aufwachen, sondern auch um herauszufinden, ob wir auch das Wissen aus der unsichtbaren Welt, ihrem Reich in unser Leben hineintragen wollen. Sie will wissen, wie ernst wir es meinen, mit uns und unserem Leben, und ob wir uns unserer Wurzelkraft, die uns trägt, bewusst sind.
Sie bringt vielleicht auch eine gewisse Einsamkeit mit sich. Denn die Knochen zu pflegen ist eine ganz intime, persönliche Angelegenheit. Die Kraft, die ganz von innen heraus strahlt, wirft uns erst mal auf uns selbst zurück. Sobald die Knochen verlesen sind und beginnen zu strahlen, werden die anderen von selbst berührt. Es bedarf dann keiner Mühe und Anstrengung mehr. Schwierig ist nur die Phase davor, sich die Zeit und Muse zu nehmen, um den Röntgenblick einzuschalten und auszuhalten.
CHIRON-NEPTUN-KONJUNKTION
Wenn das Urpferdchen wiehert - Mai - Frühsommer - SommerIch bin der Wal.
Ich wandere zwischen den Sternen,
Träger des reinen Wissens,
ein starker und erfahrener Lotse der Meere.Ich bereite den Weg.
Als Wächter ältester Pfade,
in Weisheit, die jedem neuen Tag begegnet.
Ich passe mich an,
wandere durch Welten steten Wandels.
Ein Leben in Einklang
durch die Gabe des inneren Sehens.Ich bin Tohora.
Erinnere dich an die Wale,
die uns den Weg zeigen.
Erinnere dich an ihre alten Geschichten.
Erinnere dich an das Spiel ihres Gesanges.
Erinnere dich an die Bedürfnisse
der Mütter dieser Erde.
Erinnere dich an den Samen
unserer Brüder.
Erinnere dich, dass wir alle Teil des Einen sind.Aus Weisheit der vier Winde, Barry Brailsford
Die Rückbesinnung auf die Weisheit der Wale scheint mir ein gutes Sinnbild für die aktuelle Chiron-Neptun-Konjunktion (die in den Frühsommermonaten ab Mai auf uns zukommt). Denn was könnte geschehen, wenn der verwundbare Zentaur (Chiron) Tahora (hier für Neptun) trifft? Wahrscheinlich braucht er keine Worte mehr, sondern lauscht im Bewusstsein um seine Verletzlichkeit den ewigen Gesängen der Wale, deren Klänge die Sterne zu berühren vermögen. Er lauscht für eine Weile den Liedern Tohoras über dessen uralte Wanderwege durch die Weiten der Meere und nutzt sein musikalisches Können, um daraus einen dem Zeitgeist (Wassermann) entsprechenden authentisch tiefen Heilgesang anzustimmen.
Chiron hat für mich sehr viel mit der inneren Stimme, Tönen und Klängen zu tun. Das hat er mit Neptun gemeinsam. Der Unterschied ist vielleicht, dass Chiron letztere bewusst sucht und einsetzt, während Neptun sie einfach erklingen lässt. Die innere Stimme wiederum ist sehr leise und flüchtig. Um sie wahrzunehmen, halten wir inne, werden ganz still und leer, um gelassen konzentriert zu sein. Manchmal können die feinen Chironantennen dann Botschaften vernehmen, wenn frau sich ganz auf den Moment einlässt und in dessen heiligen Raum eintaucht. Irgendwo gibt es in jeder Frau einen heiligen Raum (einen Neptunbereich) in dem sich das innere Wissen oder die Erkenntnisfähigkeit gesammelt hat. Tritt dieser in Resonanz mit dem Alltäglichen, geschehen sogenannte Wunder. Das was den grauen Alltag von Wundern unterscheidet ist eigentlich nur der Bezugspunkt in der Wahrnehmung. Chiron mit seiner sensiblen Pferdenatur ist für mich der Hüter dieser Wahrnehmungsschwelle. Pferdeflüstererinnen können mit ihm ihr in Kontakt treten.
Doch wie wird frau Pferdeflüstererin? Ein Blick auf die alten Pferdekulte mag uns da vielleicht inspirieren.
Pferdekulte
Als die ersten Menschen sesshaft geworden waren und das Pferd noch nicht gezähmt hatten, erschien es ihnen als Symbol für jemanden, der von einer Welt in die andere reisen konnte und damit auch von Geburt zu Tod, hinein in die andere Welt. Seine mondförmigen Hufspuren galten als Zeichen für Glück und Schutz. Mond, Wasser, Pferd und Göttin gehören in einen archaischen Sinnzusammenhang. Dem Pferd sprach frau zu, dass es fliegen konnte. Asiatische und indianische Schafrauen reisten darauf in den Himmel. Es transportierte auch die Seelen in die andere Welt und war damit ein mythisches Totentier. Die Germanen wussten um die Gabe des Pferdes zur Prophezeiung und Weissagung. Sie deuteten das Wiehern und Schnauben und übersetzten es in die Menschensprache. Besonders in der Mongolei zeugen noch heute die Saiteninstrumente, deren Hals häufig von Pferdeköpfen geschmückt ist, von dem alten Pferdekult. Für die Mongolen ist das Pferd heiliges Glückssymbol, magisches Windpferd, das die Wünsche zu den Göttern trägt.
Von der Weißen Stute Epona wurden die irischen Könige geboren, die Kreten nannten sie Leukippe. Die dänischen Jüten verehrten ein zweiköpfiges androgynes Pferd. Dieses zierte in gekreuzter Form frauches Wappen und verleiht vielen Haustüren noch heute Schutz und Glück. Auch die Todesgottheiten der Hindus erschienen oft in Pferdegestalt. Den Hindus war die große Göttin als Saranyu - Mutterstute bekannt. Priesterinnen hielten sich beim heiligen Ritual einen Pferdepenis zwischen die Beine und formulierten damit ihre Bitte, Samen zur Fruchtbarkeit zu spenden. Bei den Slawen entstand das Wasser des Lebens aus Blut und Eingeweiden des heiligen Pferdes. Dies ist bei den Griechen auch die Quelle der Musen, aus denen der Trank der Inspiration geschöpft werden kann.
Aus der Bluthochzeit von Mutter Erde mit einem Pferdepenis entstand der Stamm der Pferdegottheiten. In der Ägäis nannte frau sie Zentauren, in Indien Asvinen oder Gandharvas. Ghandarva, eine vedische Gottheit, kennt und offenbart die Geheimnisse des Himmels und der göttlichen Wahrheit. Als Personifizierung des Sonnenlichts hat er die Aufgabe, den himmlischen Soma-Trunk für die Götter zuzubereiten. Dieser verleiht Ekstase und Entzücken. Aus Gandharva entstanden die Himmelsmusikanten in späterer Geschichte. Sie vermochten durch ihre Künste die Götter beim Bankett zu entzücken. Allen göttlichen Pferdmenschen der verschiedenen Kulturräume gemeinsam ist die Kunst des heilenden Zauberns, der Vorhersage, der Musik und des Tanzes. Darüber hinaus sind sie Meister der Kriegskunst. Als große sinnliche Liebhaber bringen sie anscheinend einen eigentümlich-sinnlichen Duft nach Pferd mit sich. Nicht selten rauben sie den angehenden Gatten die Bräute, um sie zuerst mit ihrer göttlichen Kraft zu befruchten.
Die mykenische Demeter und kretische Leukippe sind die griechischen Mütter der Zentauren. Die mythischen Pferdmenschen berichten von der Sehnsucht unserer Vorfahren, zu einer Einheit zu gelangen und widersprüchliche Eigenschaften so zu verbinden, dass der Mensch über sich selbst hinauswachsen kann.
Chirons Künste
Der griechische Chiron, als weit entwickeltes Pferdmenschwesen, vereint ebenfalls sowohl die Kriegskunst, die Musik als auch die Heilkunst in seinem Wesen. D.h. er hat gelernt, seine auch zerstörerischen Triebe als Verbündete zu gewinnen, so dass sie ihm zur Seite stehen und zur Heilung eingesetzt werden können.
Chiron als Zentaur versinnbildlicht unseren Wunsch, über die rationalen Ziele des Verstands hinauszuwachsen. Die Schwelle zu anderen Welten lässt sich von der überschreiten, die gelernt hat, in eine übergeordnete Kraft so zu vertrauen, dass sie ihre Instinktkräfte und auch ihren Schmerz als Transportmittel nutzen kann. Um das innere Pferd zu zähmen und auf ihm zu reiten oder gar zu fliegen, ist es notwendig, dessen sensibler Instinktkraft Gehör zu schenken. Selbst so viel feines Gespür zu entwickeln, dass frau es nicht vertreibt, sondern mit ihm in Kontakt bleibt. Pferde sind Fluchttiere!
Dies mag eine der Aufgaben bei Chiron-Transiten sein. Eine Wunde öffnet sich und es scheint, als sei sie schon immer da gewesen und würde auch niemals vergehen. Damit verbunden ist ein ganz besonders empfindlicher oder sensibler Punkt, der eine Art Opfer fordert. Gleichzeitig bekommt frau die Fähigkeit verliehen, aus der Situation herauszutreten, quasi neben sich zu stehen – auf die andere Seite zu gehen, um das Ganze beobachten zu können. Frau ist zwar involviert, aber ein Teil ist auch Beobachterin, gleichzeitig drin und draußen. Das hat den Vorteil, den übergeordneten Zusammenhang erkennen zu können und nicht im Schmerz unterzugehen. Oder auch innerhalb einer Situation innerlich beteiligt, betroffen zu sein und gleichzeitig eine gewisse distanzierte Haltung einnehmen zu können. In dieser sensiblen Erfahrungslücke ist das Geschenk Chirons verborgen.
Es ist, als ob das Schamanenpferd einen auch in die Lüfte erhebt, um das Schaubild mit seinem Rundum-Blick erfassen zu können. Ziel ist, dabei Inspiration aus der feinstofflicheren Wahrnehmungswelt zu empfangen. Jetzt kann durch diesen Weitblick und die Öffnung gegenüber einer höheren Erfahrungsdimension die Situation erkannt und geheilt werden.
Chiron im Geburtsbild zeigt eine hypersensible Stelle im gesamten Persönlichkeitssystem an. Hier ist die empfindliche Schwachstelle. Hier wiehert das innere Pferd sofort los und geht in Fluchtstellung. Hier liegt aber auch unsere größte Kraft, das Potenzial zur Heilung. Hier ist das Tor zur Hellsichtigkeit, Hellhörigkeit, Hellfühlen und anderem, denn hier sind die Wahrnehmungsantennen besonders fein eingestellt.
Chirons Position verrät uns, wo wir Nomadinnenen bleiben, wo immer Bewegung ist, wo wir immer weiterziehen – weil es uns „irgendwo“ hin – in die Weite - ruft. Weil wir Sehnsüchte haben und von einer anderen unbekannten Welt träumen, zu der wir aufbrechen wollen. Wir fühlen uns an dieser Stelle im Horoskop heimatlos, unverwurzelt – könnten frei sein, haben aber oft das Gefühl, genau da etwas zu vermissen. Das ist der Schmerz, der die Suche begleitet.
Chirons Suche führt zur wahren spirituellen Heimat. Der Weg führt zu der Weisheit, die dann entsteht, wenn wir in unserem Schmerz angekommen sind. Ihn annehmen und akzeptieren und dann damit weitergehen. Uns darauf sensibilisieren, damit zu sein und für seine Heilung zu sorgen. Wir sind dann in uns zuhause und können uns mit uns selbst weiterbewegen. Wir haben nicht mehr das Gefühl, uns verlassen zu müssen. Wir erkennen auch, dass es nichts zu verlassen gibt. So beginnt der Heilungsprozess, der das spirituelle Selbst gesunden lässt. Natürliche Heilerinnenkräfte sind die Folge.
Und nun?
In der aktuellen Begegnung von Chiron mit Neptun liegt für mich insgesamt eine große Chance – zum einen kann ich mir über schmerzhafte Altlasten bewusst werden und entscheiden, welche Haltung und was mir nicht mehr dienlich ist und sie mit gutem Gewissen beiseite legen. Der Dank ist, dass das Leben dann wieder leichter wird. Zum anderen kann ich dann im neugewonnenen Freiraum meine Wahrnehmung sensibilisieren, indem ich meiner inneren Stimme, meinen Vorausahnungen, meinem feinen Gespür mehr Raum durch Stille- und Ruhepausen einräume. Vielleicht führen sie mich zur Weisheit derjenigen, die auf den alten Pfaden bereits gegangen sind. Nutzen wir also die Zeit und pflegen unser innerstes Heiligtum, unseren sensibelsten Punkt im Gefüge. Aus der Tiefe heraus lässt es sich besser sehen und auch navigieren. Einer der Tohoras wird uns schon lotsen, so dass es weitergehen kann.
F(R)EIER RAUM
Allgemeines
Gerne komme ich zu einem bereits organisiertem Workshop vor Ort oder halte eine Lesung. Das Motto erarbeiten wir im Voraus gemeinsam. Seminargeb?hren nach Vereinbarung.
Jahreskreisfeste
Zu den acht Jahreskreisfesten feiern wir gerne mit einem entsprechenden Ritual, das sich authentisch selbst entwickelt. Die Teilnahme ist kostenfrei. Freude und Humor sind erw?nscht.Ort
Framersheimer Labyrinthplatz, www.labyrinth-framersheim.deTermine
immer Samstags an oder nach den FestenPlanetengarten
Interessantes Projekt: Es entsteht ein wundersch?ner Planetengarten. Informationen unter: www.planetenpark.de